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Cylinder muß die Kugel nach einem größten Kreise berühren, welcher
nichts anders als die Trennungslinie von Schatten und Licht auf der
Kugel sein kann; denn alle Lichtstrahlen, welche die Kugelfläche treffen,
sind im Innern jenes Cylinders enthalten. Die Ebene jenes Kreises
steht natürlich senkrecht auf der Richtung der Lichtstrahlen, folglich schief
zu den Bild flächen und wird sich daher auf jede Von diesen als eine
Ellipse projiziren.
Es sei nun, Fig. 1, die horizontale Projektion einer Kugel vom
Halbmesser OA; BC und DE die beiden mit dem Lichtstrahl RO pa
rallelen Umrißlinien des tangirenden Cylinders, deren Berührungs
punkte C und E einander diametral gegenüber liegen und die End
punkte der großen Achse der Ellipse bilden. Da diese krumme Linie
aus ihren beiden Achsen gefunden werden kann, so bleibt uns vorerst
die kleine Achse zu suchen. Zu diesem Zwecke nehmen wir eine verti
kale Ebene durch die Linie RO an und denken uns in derselben zwei
Lichtstrahlen, welche die Kugel berühren. Dreht man nunmehr diese
Ebene um eine durch 0 gehende und in derselben liegende horizontale
Linie in eine parallele Lage mit der horizontalen Bildfläche, so wird
der größte Kreis, nach welchem jene Ebene die Kugel durchschneidet,
mit dem Umriß der letztem zusammenfallen; der Lichtstrahl wird, wie
man früher (203) gesehen, in die Linie R'O herabgeklappt, welche mit
der Richtung RO einen Winkel von 35° 16' bildet, und sich dadurch
angeben läßt, daß man die Seite ER eines beliebigen Quadrates GOFR
auf das in R errichtete Loth RR' überträgt. Die beiden die Kugel
berührenden Lichtstrahlen stellen sich in der Herabklappung als die beiden
mit R'O parallelen Geraden RR und MN dar und ihre Berührungs
punkte L und N liegen an den Enden des auf R'O senkrecht gezogenen
Durchmessers. Dreht man die Ebene wieder zurück, so kommen diese
Punkte nach L' und N' auf der Linie RO und begrenzen somit die
kleine Achse L'N' der Ellipse.
254. Anstatt diese Ellipse auf die gewöhnliche Art aus ihren
Tangenten zu construiren, kann man einzelne Punkte derselben auf
einem dem obigen analogen Wege bestimmen. Es reicht hin, eine mit
RO parallele Ebene ab anzunehmen und deren Durchschnittskreis in die
Mitte der Kugel horizontal herabzuklappen, indem man aus 0 mit
ac als Radius einen Kreis beschreibt, — und eine mit R'o parallele
Tangente ed an denselben zu ziehen; der Berührnngspunkt d derselben,
ebenfalls auf der Linie EN liegend, projizirt sich dann nach d' und
bildet hier einen Punkt der Ellipse. Durch Abtragen der Länge ed'
von e nach d 2 erhält man den symmetrisch gelegenen Punkt der untern
unsichtbaren Hälfte der Ellipse.