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Bedeutung der Konstanz von dx. Die Form .
(entgegengesetzten) Translation, die beliebig nahe an die ursprünglichen
Lagen heranführt.
Dies ist der tiefere Sinn der Ausdrucksweise, das Differential
der unabhängigen Variablen werde als konstant, als unabhängig von
der Variablen selbst, vorausgesetzt. Zugleich geht aus der vorstehen
den Betrachtung die große Tragweite dieser Voraussetzung hervor:
sie führt zu der einfachsten Differentialrechnung in den Differentialen. 1 )
V. Abschnitt.
Anwendungen der Differentialqnotienten.
§ 1. Unbestimmte Formen.
79. Die Form ^ ■ Wenn eine Funktion /(x) in einem Inter
vall («, ß) eindeutig definiert und stetig ist mit Ausnahme einer
einzigen Stelle x = a, die innerhalb (cc, ß) liegt oder mit der einen
Grenze züsammenfällt, so stellt sich die Aufgabe ein, das Verhalten
der Funktion in der Umgebung dieser kritischen Stelle zu unter
suchen. Diese Aufgabe erhält einen bestimmten Ausdruck in der
Forderung, den Grenzwert von /(x) zu bestimmen für einen näher
bezeiebneten Grenzübergang Yrmx = a.
Das Versagen der Definition äußert sich in dem Auftreten einer
sogenannten unbestimmten Form und nach dieser richtet sich der ein
zuschlagende Weg. Welches diese Form auch sei, so bezeichnet man
den Grenzwert limf{x), falls er existiert, als einen uneigentlichen
x = a
Funktionswert, wohl auch, nicht gerade zutreffend, als den wahren
Wert der unbestimmten Form, und ergänzt die an der Stelle x = a
unterbrochene Definition der Funktion dadurch, daß man diesen Grenz
wert als ihren Wert an dieser Stelle festsetzt, also
/0) = lim/i» (1)
x — a
annimmt; dies tut man auch dann, wenn der gedachte Grenzwert oo
oder — oo ist. Die Ergänzung geschieht also, falls der Grenzwert aus
dem beiderseitigen Grenzübergange lim x — a hervorgeht und endlich
ist, nach dem Grundsätze, daß die im Intervall mit Ausschluß von
x = a herrschende Stetigkeit auch hier fortbestehe. Bei x = cc, bzw.
x — ß kann nur ein rechter, bzw. linker Grenzübergang in Betracht
kommen.
1) Ygl. hierzu E. Cesäro, Lehrt», d. algebr. Analysis usw.; deutsch von
G. Kowalewski, p. 493.