Grenzen der Auflösbarkeit algebraischer Gleichungen. 239
chungen höheren als des vierten Grades durch die Koeffizienten dar
zustellen; mit andern Worten, ob es möglich sei, die Wurzeln solcher
Gleichnagen durch die Operationen bis zum Radizieren einschließlich
auszudrücken. Der erste, der die Verneinung dieser Frage aussprach
und den Beweis hierfür zu erbringen versuchte, war P. Ruffini (1813).
Ein vollgiltiger Beweis für die Unmöglichkeit der algebraischen Auf
lösung von höheren Gleichungen allgemeiner Form als des vierten Grades
wurde zuerst von N. H. Abel (1826) gegeben. Neben dieser Be
weisführung für eine negative Aussage ging die Forschung nach
solchen Formen höherer Gleichungen einher, die eine algebraische
Auflösung zulassen. Derartige Gleichungen bilden ein wichtiges Glied
der neueren Algebra.
Im Rückblick auf das Vorangehende sei noch das Folgende bemerkt.
Eine algebraische Gleichung mit ganzzahligen Koeffizienten kann,,
von imaginären Lösungen abgesehen, rationale und irrationale Wurzeln
haben; die letzteren sind bei den Gleichungen zweiten, dritten und
vierten Grades immer, bei den Gleichungen höherer Grade nur ganz
ausnahmsweise durch die algebraischen Rechenoperationen, deren
höchste das Radizieren ist, berechenbar. Man hat nun allen Zahlen,
die als Wurzeln von algebraischen Gleichungen mit ganzzahligen
Koeffizienten, welchen Grades immer, auftreten können, den Namen
algebraische Zahlen gegeben. Diese Zahlenkategorie umfaßt also außer
den rationalen Zahlen irrationale Zahlen, die sich durch die algebra
ischen Operationen berechnen lassen, und irrationale Zahlen, die durch
algebraische Rechenoperationen nicht gewonnen werden können. —
Darüber hinaus gibt es aber noch Zahlen, die auch nicht als Wurzeln
einer algebraischen Gleichung was immer für hohen Grades mit ganz
zahligen Koeffizienten zu erhalten sind: man nennt sie im Gegensätze
zu den algebraischen transzendente Zahlen. Die beiden für die Ana
lysis wichtigen Zahlen c und x gehören zu dieser Kategorie.