Full text: Cosmologische Briefe über die Einrichtung des Weltbaues

56 Cosmologischc Briefe 
nis bleiben, oder ist die Ordnung und Vollkommenheit 
desselben nicht so schön, nicht so bewunderungS-und 
anbethenöwürdig, als in den unendlich mal kleinern 
Gegenständen unserer Sinnen? Erschöpft die Erde den 
Reichthum der Allwissenheit, Allmacht, Weisheit und 
Güte des Urhebers aller Dinge, der sie seinen Fußsche 
mel, die Himmel aber seinen Thron nennt? Uns zeigt 
„ der Höchste, daß er auch im Kleinen groß und unend 
lich ist, und eben dieses werden auch die Einwohner an 
derer Planeten, auf eine immer abwechselnde Art fin 
den. Aber nähert man sich seiner Unendlichkeit nicht 
ungleich mehr, wenn man ihn aus dem Grundrisse des 
ganzen Weltgebäudes kennen lernt. Ich wenigstens 
gestehe gerne, daß ich nicht gewußt habe, was Raum, 
Grösse, Abstand und Umfang in dem Werke des All 
mächtigen sagen will, ehe ich gelernt habe, die Wege 
des Lichtes zumMaaßstabe zu nehmen, und dieVorur- 
theile der Kindheit zu verbannen, die die Gestirne kaum 
über die Wolken erheben, und den Himmel inner dem 
Bezirke weniger Meilen auf der Erde aufstehen machen. 
Welche Mühe, wie viele Schlüsse gebraucht es nicht,um 
aus so engen Grenzen, mit denen uns die Sinnen ein 
schränken , bis zu den Grenzen des Sonnensystems hin- 
auszudringen, und wie weit bleiben wir auch hier 
noch zurücke? 
Ich gebe den Astronomen, die Sie, mein Herr, 
auf solche Weltkörper setzen, den ersten Rang. Ihr 
Weg geht von Sonnen zu Sonnen, wie wir auf der 
Erde von Stadt zu Stadt gehen, und wie uns dabey 
einzele
	        
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