355. Der integrierende Faktor
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genannt, weil nach Auffindung eines solchen die Gleichung nach dem in
353 entwickelten Vorgänge integriert werden kann.
Neben g ist aber jeder Ausdruck von der Form pcp(u), was auch
(p für eine Funktion sein möge, aber auch nur ein solcher, integrierender
Faktor von (1), weil, vermöge (4), auch
¡i<p(ii)(Mdx -f Ndy) = cp(u)du
ein exaktes Differential ist; durch seine Integration entsteht eine Funk-
tion und die Gleichung
(5)
0(u) = C
ist ebenso das Integral von (1) wie
Sind also zwei wesentlich verschiedene, d. h, nicht bloß durch einen
konstanten Faktor sich unterscheidende integrierende Faktoren einer
Differentialgleichung bekannt, so möge der eine mit g bezeichnet wer
den, dann ist der andere mit gcp(u) anzusetzen; ihr Quotient cp(w), einer
willkürlichen Konstanten gleichgesetzt, gibt eine Gleichung von der Ge
stalt (5). Mithin hat die Kenntnis zweier integrierender Faktoren einer
Differentialgleichung die Kenntnis ihres allgemeinen Integrals zur Folge.
Als eine Methode von großer Anwendbarkeit kann die Integration
mittels des integrierenden Faktors nicht bezeichnet werden 2 ), denn die
Aufgabe, zu einer vorgelegten Differentialgleichung einen integrierenden
Faktor zu bestimmen, ist in der Regel ein schwierigeres Problem als
die Integration der Gleichung selbst. Dem Art. 853 zufolge hat nämlich
der integrierende Faktor der Bedingung
d(jiM) _ d(pN)
dy dx ’
also der partiellen Differentialgleichung
1) Vgl. hierzu 846.
2) Mau bringt die Methode vorzugsweise mit dem Namen L. Eulers in Ver
bindung und nennt sie nach ihm auch Methode des Eulerscfte» Multiplikators,
weil er die zugrunde liegende Idee am eingehendsten verfolgt hat (1760), Doch
findet sich eine Andeutung davon schon bei Johann Bernoulli, und A. Clai-
raut hat (1739) von dem Verfahren in bewußter Weise Gebrauch gemacht.