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Ebene und Baumkurven.
Sollen mehrere Größen zu einander addiert werden, so kommen
die unendlich kleinen Größen den endlichen gegenüber
nicht in Betracht und ebenso werden unendlich kleine
Größen höherer Ordnung gegenüber solchen niedrigerer
Ordnung weggelassen. Denn der Fehler, der dadurch begangen
wird, steht in keinem endlichen Verhältnis mehr zu dem heim Weg
lassen der genannten Größen erzielten Resultate.
435. Bei der Untersuchung bestimmter Werte können unendlich
kleine Größen in zweifacher Weise ihre Verwendung finden. Einmal
kann ein bestimmter Wert als Grenzwert des Quotienten zweier
voneinander abhängiger unendlich kleiner Größen auftreten, das
will sagen als derjenige Wert, den der Quotient zweier Größen
annimmt, wenn man die eine, und damit zugleich die zweite davon
abhängige unendlich klein werden läßt. Zum anderen wird man
durch Teilung einer endlichen Größe in eine Anzahl gleicher oder
ungleicher Teile zu unendlich kleinen Größen gelangen, wenn man
die Anzahl der Teile unbegrenzt vermehrt. Von beiden Begriffen
werden wir weiterhin Gebrauch machen, sowohl vom Grenzwert
wie von der unbegrenzten Teilung.
436. Einige Beispiele von unendlich kleinen Größen verschiedener
Ordnung, die weiterhin ihre Verwendung finden sollen, mögen zum
besseren Verständnis des Gesagten gleich an dieser Stelle mit
geteilt werden. In einem rechtwinkligen Dreieck ABC mit der
Hypotenuse AB werde der z_ A unendlich klein
von der 1. Ordnung, dann ist auch BC unendlich
^ klein 1. Ordnung, aber AB — AC wird unendlich
klein von der 2, Ordnung. Denn trägt man
AB = AC auf der Hypotenuse auf, so ist l_ BCB
BJ)
c
Fig. 281.
= und folglich der Quotient BB: BC eine unendlich ¡kleine
Größe 1. Ordnung. Wird in dem rechtwinkligen Dreieck ABC mit
dem unendlich kleinen z_ A auch noch die Seite AC unendlich
klein von der 1. Ordnung, so folgt aus der Ähnlichkeit dieses
Dreiecks mit dem früheren, daß BC von der 2. Ordnung und AB — AC
von der 8. Ordnung unendlich klein wird.
Zwei Ebenen A und B mögen sich in einer Geraden t schneiden;
durch einen Punkt Q von t ziehen wir eine Gerade u in der Ebene
B und wählen auf u einen Punkt B. Der Winkel der beiden Ebenen
sei ?/, der der beiden Geraden sei e. Werden gleichzeitig e und
QB unendlich klein von der 1. Ordnung, so ist das Lot von B auf
t unendlich klein von der 2. Ordnung, der Winkel von u und A
ebenfalls unendlich klein 2. Ordnung und das Lot von B auf A