LVI.
Anzeige von P. Bachmann,
Die Lehre von der Kreisteilung und ihre Beziehungen
zur Zahlentheorie.
[Literaturzeitung der Zeitschrift für Mathematik und Physik, Bd. 18, S. 14—24, 1873.]
Der Aufforderung des Herrn Hofrat Schlömilch, das vor
liegende Werk in der „Zeitschrift für Mathematik und Physik“ näher
zu besprechen, komme ich um so lieber nach, als ich das Erscheinen
desselben mit aufrichtiger Freude begrüßt habe. Denn ein großes
und höchst interessantes Gebiet wird hier zum ersten Male in zweck
mäßiger Abgrenzung und lichtvoller Darstellung dem lernenden
mathematischen Publikum leicht zugänglich gemacht, und zwar unter
Voraussetzung von nur sehr mäßigen Vorkenntnissen aus der Algebra
und Zahlentheorie.
Die Lehre von der Kreisteilung, d. h. die Theorie der Gleichungen
von der Form x m — 1, wo m eine gegebene positive ganze Zahl
bedeutet, ist, obwohl eine Menge interessanter Eigenschaften der
Einheitswurzeln x schon früher bekannt waren, doch erst durch
Gauß auf ihre eigentlichen Prinzipien zurückgeführt und dadurch
der Ausgangspunkt für eine ganz neue Wissenschaft von unermeß
licher Ausdehnung geworden. Die siebente Sektion der 1801 er
schienenen „Disquisitiones Arithmeticae“, welche den Titel
„De aequationibus circuli sectiones definientibus“ führt,
enthält eine rein algebraische Methode, die obige Gleichung, deren
Auflösung mittels der trigonometrischen Funktionen längst bekannt
war, auf andere Gleichungen von niedrigerem und zwar von möglichst
niedrigem Grade zu reduzieren. Hierbei tritt zum ersten Male der
Begriff der Irreduktibilität auf (Art. 341), welcher entscheidend für
die ganze Richtung der späteren Algebra geworden ist; obgleich
Gauß nur einen geringen Gebrauch von demselben macht (Art. 346),
so zweifle ich doch nicht daran, daß dieses Grundprinzip ihn auch