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daß Sie die Vorrede allein unterzeichnen. Finden Sie aber bei näherer
Überlegung, daß mein Miterscheinen doch einige formelle Schwierig
keiten mit sich bringt (was wird z. B. Teubner dazu sagen?), so lassen
Sie uns zu unserer alten Verabredung zurückkehren, und seien Sie
überzeugt, daß die freundschaftliche Gesinnung, aus welcher Ihr
Antrag hervorgegangen ist, mich herzlich erfreut und meine An
sprüche vollauf befriedigt hat.
Da ich die Vorrede erwähnt habe, so möchte ich Sie fragen, ob
Sie beabsichtigen, mit einigen Worten auch die Geschichte dieser
Herausgabe mitzutheilen? es würde dann namentlich Cie bsch zu nennen
sein, der die Sache wirklich mit großem Eifer ergriff, wiewohl ich
glaube, daß er den Nachlaß nicht mit solcher großen Sorgfalt durch
forscht haben würde, wie Sie es gethan haben.
Dies bringt mich zunächst auf Ihre Frage über den Titel der
Biographie; ich bin der Meinung, daß er einfach so lauten möge:
„Bernhard Riemann’s Lebenslauf“ ohne irgend einen Zusatz, und
ich würde wünschen, daß Sie in Ihrer Vorrede ganz kurz ungefähr
Folgendes bemerkten: „Die biographische Skizze ist auf meinen Wunsch
von R. Dedekind verfaßt, hauptsächlich nach Mittheilungen der Rie-
mann’schen Familie.“ Hierzu bewegt mich Folgendes: ich habe
mich einige Male in der dritten Person eingeführt, weil ich ein un
bestimmtes Gefühl hatte und auch noch habe, daß das „ich“ oder
„mir“ oder „in meiner Gesellschaft“ etwas den sonst ruhigen Ton
Störendes für den Leser haben würde, was ich vermeiden wollte.
Als Henle mein Manuscript in Göttingen gelesen hatte, fragte er
sogleich; „Wollen Sie sich in der Überschrift als Verfasser nennen?
das geht nicht, wenn Sie von sich in der dritten Person sprechen.“
Das war auch ganz meine Meinung, und ich fragte ihn nur noch,
wofür er sich lieber entscheiden würde: dritte Person mit Nennung
des Verfassers an einer ganz entfernten Stelle, nämlich in der Vor
rede — oder erste Person mit Nennung des Verfassers in der Über
schrift selbst —• worauf er sich sofort für die erstere Art erklärte;
und mir scheint es ebenfalls so besser zu sein. Mich ganz weg
zulassen aus der Erzählung, wäre geradezu unnatürlich; sollte ich
mich aber in erster Person einführen, so würde dem Leser wieder
auffallen, daß ich z. B. gar nicht erwähne, wie ich Riemann kennen
gelernt habe, und Anderes; und ich möchte gern alles Störende
vermeiden. ...