§ 27. Fortsetzung.
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Die eben entwickelten Sätze ermöglichen es, eine geometrische
Construction des Strahlencomplexes aufzufinden. Da die Gleichung
des Complexes fünf von einander unabhängige Constanten enthält,
so sind zur Bestimmung derselben fünf von einander unabhängige
Gleichungen notwendig. Dieselben erhält man, wenn z. B. fünf
Gerade gegeben sind mit der Bestimmung, dafs sie Strahlen des
Complexes sein sollen, denn die Coordinaten jeder dieser fünf Geraden
müssen dann der Gleichung des Complexes genügen, und es ergeben
sich hieraus somit zur Berechnung der Constanten des Complexes
fünf lineare Gleichungen.
Mittelst irgend vier Geraden eines Complexes lassen sich nun
zwei conjugierte Polaren in Bezug auf denselben bestimmen; es sind
dies nämlich die beiden Geraden, deren jede die vier gegebenen
schneidet. Denn schneidet eine Gerade vier Complexstrahlen, so
liegt der entsprechende Punct jeder Ebene, welche durch sie und
einen der vier Strahlen hindurchgelegt wird, sowohl auf der con-
jugierten Polare, als auch auf dem Strahle selbst: somit schneidet
die conjugierte Polare gleichfalls alle vier Strahlen. Vermöge zweier
conjugierter Polaren können wir aber unendlich viele Complexstrahlen
construieren, da jede Gerade, welche dieselben schneidet, ein Com-
plexstrahl ist. Sind daher fünf Complexstrahlen gegeben, so liefert
jede Combination derselben zu vieren stets zwei conjugierte Polaren des
Complexes und dem entsprechend eine unendliche Anzahl neuer Com
plexstrahlen. Indem wir so fortfahreud die gefundenen Strahlen zur
Bildung neuer Combinationen zu je vier verwenden, können wir immer
neue Complexstrahlen auffinden.
Auf diese Weise können wir also aus den fünf gegebenen eine
beliebige Anzahl Complexstrahlen construieren. Wir können aus ihnen
auch zu jedem Puncte die entsprechende Ebene und zu jeder Ebene
den entsprechenden Punct finden. Denn bestimmen wir durch die
selben zwei Paare conjugierter Polaren, so lassen sich leicht zwei
Comjfiexstrahlen construieren, welche durch den gegebenen Punct
gehen oder in der gegebenen Ebene liegen. Es sind dies im ersten
Falle die beiden Geraden, deren jede durch den Punct geht und eines
der Paare conjugierter Polaren schneidet; im zweiten Falle die Ge
raden, deren jede die Durchschnittspunkte der Ebene mit einem Paare
conjugierter Polaren verbindet.
Aus der allgemeinen Gleichung des Complexes ergeben sich für
gewisse Annahmen ihrer Constanten specielle Arten, von denen wir