236 II- Abschnitt. Elftes Capitel. Collineation u. Reciprocität räuml. Systeme.
Den Puncten einer Curve des einen Systems entsprechen die Tan
gentialebenen einer abwickelbaren Fläche und somit bestimmt jede
Curve des einen Systems im anderen Systeme wieder eine Curve
derart, dafs den Puncten der einen die Schmiegungsebenen der anderen
und somit jeder Tangente der einen wieder eine Tangente der anderen
entspricht. Jeder Ebene, welche n Puncte oder Tangenten der
einen Curve enthält, entspricht ein Punct, durch welchen n Schmie
gungsebenen, resp. Tangenten der anderen hindurchgehen. Jeder
ebenen Curve und ihren Tangenten entsprechen bezüglich die Be
rührungsebenen und Strahlen einer Kegelfläche etc.
Diese Bemerkungen im Verein mit den fundamentalen Eigen
schaften zweier reciproken Systeme enthalten das sogenannte Gesetz
der Reciprocität, das nur die folgenden Thatsachen unter einem
Namen zusammenfafst:
Wenn irgend ein Gebilde gegeben ist, so kann man auf unendlich
viele Arten ein anderes construieren, in welchem die Puncte, Ebenen
und Geraden resp. den Ebenen, Puncten und Geraden des ersten
entsprechen. Den Puncten des einen, welche in einer Ebene liegen,
entsprechen im anderen Ebenen, welche durch einen Punct gehen;
den Puncten einer Geraden des einen Gebildes entsprechen im
anderen Ebenen, welche eine Gerade umhüllen;
den Puncten einer Fläche des einen Gebildes entsprechen im
anderen Gebilde die Tangentialebenen einer anderen Fläche, und den
Tangentialebenen der ersten entsprechen die Puncte der zweiten
Fläche, also hat die zweite Fläche resp. dieselbe Ordnung und Classe
als die erste Classe und Ordnung. Den Puncten einer Curve des
einen Gebildes entsprechen im anderen Gebilde die Schmiegungsebeuen
einer zweiten Curve, und Äfen Schmiegungsebenen der ersten ent
sprechen die Puncte der zweiten Curve; also ist die Ordnung und
Classe der zweiten Curve resp. gleich der Classe und Ordnung der
ersten.