Die Wege, welche man bis dahin eingeschlagen hat,
um die höhern Gleichungen aufzulösen, kommen im Wesent
lichen darin überein, daß man sie auf Gleichungen zurück
zu führen suchte, deren Auflösung entweder bekannt ist,
oder doch die Kräfte der Algebra nicht übersteigt. Ver
möchte man z. B. die Gleichungen des fünften Grades
auf biquadratische zu bringen, so wäre ihre allgemeine Auf
lösung gegeben. Zwar ist diese Zurückführung möglich;
aber die Bestimmung der Coeffieienten dieser redueirten
biquadratischen Gleichungen führt auf eine andere Gleichung
des sechsten Grades, und die Schwierigkeiten haben sich
gehäuft, anstatt sich zu vermindern. So führt, die Bestim
mung der Coeffieienten der redueirten Gleichung, durch
welche eine Gleichung vom 6ten Grade gelöset werden soll,
auf den 24ften Grad, und um eine Gleichung vom ?rten
Grade zu reduciren, wird die Auflösung einer Gleichung
vom 1 - 2 - 3 - 4... (/r — 2) Grade erfordert.
Man wird gerne sich mit den Bemühungen der aus
gezeichnetsten Analytiker, der allgemeinen Auflösung der
Gleichungen auf die Spur zu kommen, bekannt machen.
Das Folgende gibt darüber einige Auskunft.
§. 380. Tschirnhausen gab eine Auflösung der
Gleichungen aller Grade *), welche zwar allgemein ist, aber
schon bei Gleichungen vom fünften Grade auf Gleichungen
führt, die einen höhern als den fünften Grad haben. Bei
Gleichungen des dritten und vierten Grades ist sie brauch
bar, sie erfordert jedoch äußerst weitläuftige Berechnungen.
Tschirnhausens Methode besieht darin, daß man für x,
*) Acta Erudltorum vom Jahre 1683. Man findet sie auch
im zweiten Bande der neuen Memoiren der K- Acad. der Miss,
zu Berlin, in einer Abhandlung von Lagrangevorgetragen, welche
Mithelfen seinem schon berührten Werke einverleibt hat.