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ausgedrückten Größen, von ihnen durch einen Punkt ge
trennt. Er gebraucht die kleinen Buchstaben statt der da
mals gewöhnlichen großen, auch setzt er die Factoren un
mittelbar zusammen, um die Multiplication anzuzeigen.
Seine Bezeichnung ist also bequemer als die zu seiner Zeit
gebräuchliche. Wilhelm Oughtred, ein Pfarrer, erwarb sich
besonders um die faßliche Darstellung der Algebra einige
Verdienste. Er ward geboren 1573, und starb 1660 vor
Freude, bei der Nachricht von dem Parlamentsbeschlusse,
Carl II. wieder auf den Thron zu setzen. Seine Opuscula
erschienen 1667, und sind mehrere Mal neu aufgelegt.
Deutschland verehrt in Christoph Rudolph von Jauer
seinen ersten Lehrer der Algebra. Dessen Coß erschien 1524,
und 1571 veranstaltete Michael Stifel von Eßlingen eine
neue Ausgabe derselben *). Stifel gab 1544 seine Ariih-
metica Integra heraus, in deren drittem Buche die Alge
bra verhandelt wird. Rudolph und Stifel führten zuerst
die Zeichen -t- und — ein, welche außer Deutschland erst
lange nachher in Gebrauch kamen, wo der Begriff dieser
Zeichen durch Buchstaben ausgedrückt wurde **), Die
Gleichheit zweier Größen wurde noch wörtlich von ihnen
ausgedrückt. Stifel ist allgemein bekannt geworden durch
seine Schwärmereien, und besonders, daß er auf das Jahr
1533 den jüngsten Tag ankündigte. Er beschäftigte sich
*) Die vor mir liegende Ausgabe hat den Titel: Die Coß
Christoffs Ludolffs, mit schönen Exempeln der Coß. Durch Mi
chael Stifel gebessert und sehr gemehrt- Zu Amsterdam 1615.
**) Doch machen Viera und Stevin allerdings schon von den
Zeichen und — Gebrauch. Cardan schreibt und tn\a
für -\~a und —a. Faulhaber schreibt (1620) -\-a und 4f«/ aus
welcher Schreibung die spätere einiger deutschen Schriftsteller ---er
entstanden seyn mag.