C0YTIER, RECHERCHES MATHEMATIQUES ETC.
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zu Schulden kommen lassen). Der Verfasser nennt dieselbe auch öfters das Theo
rem von 1746, ohne Zweifel, weil d’Alembert um diese Zeit zuerst den Versuch
eines strengen Beweises machte. Dass dieser Beweis von d’Alembert , eben so
wie die Beweise von Euler, Eoncenex, Lagrange, keineswegs befriedige, darüber
haben wir schon vor 14 Jahren an einem andern Orte unser Urtheil erklärt, und
eben so müssen wir freilich, unserer Ueberzeugung nach, von Laplace’s und La-
grange’s spätem Arbeiten über denselben Gegenstand urtheilen. Allein in diese
Beweise selbst lässt sich unser Verfasser gar nicht ein: seine Bemerkungen sind
ganz anderer Art, und nicht gegen die Beweise, sondern gegen den Lehrsatz
salbst gerichtet. Er behauptet nemlich (um [nur bei dem einfachsten Fall einer
quadratischen Gleichung xx— 2aa?-|-6 = 0 stehen zu bleiben), x — [a-\-\J{aa — b)]
sei gar kein einfacher Factor, weil x—[a-\-\/{aa — h)] = 0 gar keine Gleichung
der ersten Ordnung, sondern eine wahre quadratische Gleichung sei. Man möge
vor die Wurzelgrösse das Zeichen -f-, oder das Doppelzeichen + schreiben, im
mer drücke sie beide Wurzeln zugleich aus. Jede Gleichung stelle eigentlich die
Relation zwischen zwei veränderlichen und einer beständigen Lineargrösse dar, die
Classification der Gleichungen und die Classification der Curven nach Ordnungen
müsse aufs genaueste Zusammenhängen, die Gleichung x — \a-\-\J[aa — b)] = 0
als identisch mit der Gleichung xx—2ax-\-h — 0 betrachtet, und also erstere
so gut, wie letztere, zur zweiten Ordnung gezählt werden. Diese Behauptungen
machen den Inhalt der Schrift aus, und zeigen uns nichts, als die Verworrenheit
der Begriffe des Verfassers. Die gemeine Algebra kennt gar keine veränderlichen
Grössen, sondern bloss unbekannte und bekannte. Das Wurzelzeichen \J hat ei
gentlich in der mathematischen Zeichensprache eine doppelte Bedeutung (und
dies ist allerdings eine kleine Unvollkommenheit); \jA soll entweder definirt wer
den, eine Grösse, deren Quadrat = A, oder die positive Grösse, deren Quadrat
= A, insofern A positiv ist. Es hängt von dem Analysten ab, wie er das Zei
chen gebrauchen will, und ein denkender, vorsichtiger Analyst wird sich immer
klar bewusst sein. und sich immer so ausdrücken, dass auch dem Leser kein
Zweifel übrig bleibe, ob das Zeichen in unbestimmter oder in bestimmter Bedeu
tung gebraucht sei. Gleichungen werden, wie wir schon oben andeuteten, gar
nicht in Eactoren zerlegt, sondern Functionen einer veränderlichen Grösse. Also
nicht die Gleichung xx—2a¿2? —6 = 0, sondern die Function xx—2ax-\-h
wird in die Eactoren x — [a-\-sj[aa — b)], x—a — \J{aa — b)] zerlegt, und inso-