Full text: [Wahrscheinlichkeitsrechnung und Geometrie] (4. Band)

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NACHLASS. 
schwächen, ja ganz verdunkeln können, ohne darum der Richtigkeit des Satzes den geringsten Eintrag zu 
thun, dass nach Mittelzahlen aus hinreichend langen Perioden der doppelten Interessentenzahl auch die dop 
pelte Witwenzahl folgen muss. Aber, aus jener Ursache, kann es geschehen, dass bei einer kleinen Gesell 
schaft die verhältnissmässig vergrösserte Witwenzahl länger ausbleibt, als bei einer grossen; sie kann aber 
eben so gut auch viel früher eintreten. Es kann, bei einer kleinen Gesellschaft, sich treffen, dass während 
einer beträchtlichen Zahl von Jahren nach der Yergrösserung der Interessentenzahl die Witwenzahl nur eine 
ganz unbedeutende Zunahme zeigt, fast stationär bleibt, ja selbst einmal wieder etwas zurückgeht, was aber 
im Grunde nichts weniger als wünschenswerth sein würde, falls sich dadurch die Administration in eine trü 
gerische Sicherheit einwiegen Hesse, und im Vertrauen auf den augenblicklich noch im Steigen begriffenen 
Vermögenszustand noch Erhöhung der Pension verfügte, zu einer Zeit, wo eine gründliche weiter als auf den 
nächsten Tag sehende Erwägung vielleicht schon die Nothwendigkeit einer Beschränkung erkannt haben 
würde. Denn das bedarf keines Beweises, dass nothwendig werdende Beschränkungen desto grösser ausfal- 
len müssen, je länger man sie verschoben hatte. 
Von dem, was über reine Beneficienkassen gesagt ist, lässt sich nun leicht die Anwendung auf solche 
machen, die zwischen jenen und den sich durch die Beiträge ganz selbst erhaltenden stehen. Eine solche ge 
mischte Kasse ist die Professorenwitwenkasse, obwohl sie wegen der Geringfügigkeit der Beiträge jenen viel 
näher steht als diesen. Auf den Grund jährlicher Beiträge von 10 Thl, würde, wie aus den in der zwei 
ten Abtheilung zu erörternden Rechnungen folgt, den Hinterbliebenen der Interessenten höchstens eine 
Pension von 4 4 Thl. oder von 48 Thl. gewährt werden können, je nachdem der Zinsfuss von 3-J- oder von 
4 Procent vorausgesetzt wird, und hiebei ist noch nichts wegen möglicher Verluste, und wegen Administra 
tions- und anderer Kosten in Abzug gebracht. Was darüber gewährt wird, also nach dem seit 1835 beste 
henden Pensionssatze jährlich 202 bis 200 Thl., ist wie der Ausfluss eines reinen Beneticiums zu betrachten, 
und es gilt davon, rücksichtlich der Wirkungen der steigenden Interessentenzahl ganz dasselbe, was oben 
in Betreff solcher Kassen entwickelt ist. 
Hiedurch erscheint nun allerdings der Umstand, dass die Anzahl der Theilnehmer an unsrer Witwen 
kasse jetzt um die Hälfte grösser ist, als sie durchschnittlich vor 2 0 bis 3 0 Jahren war, in schwerer Wichtig 
keit. Um jedoch diese gehörig würdigen zu können, muss zugleich wohl erwogen werden, dass die in der 
letzten Zeit so gross gewordene Witwenzahl oder richtiger Pensionenzahl (nach dem Durchschnitt der letzten 
acht Jahre = 2o) ganz und gar nicht Folge der jetzigen grossen Zahl der Theilnehmer ist, sondern eben so 
gross sein würde, wenn auch die Zahl der Theilnehmer nicht so sehr vermehrt wäre: es erhellet dies aus dem 
Umstande , dass die Ehemänner derjenigen Witwen, welche in den letzten acht Jahren den Bestand gebildet 
haben (resp. Väter der Pension genossen habenden Waisen) fast sämmtlich schon vor dem Steigen der Interes 
sentenzahl, ja meistens schon sehr lange vor diesem Steigen, der Gesellschaft angehört haben. Es muss 
vielmehr die jedesmalige Witwenzahl, in einer Gesellschaft, deren Umfang im Steigen ist, nicht mit der gleich 
zeitigen Zahl der Theilnehmer, sondern mit derjenigen zusammengestellt werden, welche mehrere Decennien 
früher Statt gefunden hat. Hiernach liegt nun aber folgende Schlussfolge sehr nahe : Eben so gut, wie aus 
dem frühem Zustande der Gesellschaft, deren Interessentenzahl vor 2 0 bis 3 0 Jahren zwischen 31 und 3 8 auf 
und ab schwankte, jetzt eine durchschnittliche Witwenzahl von 2 0 hervorgegangen ist, wird ganz füglich, 
wiederum nach einigen Decennien, aus dem jetzigen Umfange der Gesellschaft — von 51 Interessenten — 
eine Witwenzahl von 30 erwachsen können, und zwar ohne alle Gewähr, dass diese Zahl ein unübersteigliches 
Maximumsei. Es wird damit nicht gesagt, dass dies gewiss wirklich geschehen werde, sondern nur, dass 
nach den bisherigen Präcedentien es geschehen könne, ohne dass man es gerade wie etwas Ausserordentliches 
betrachten dürfte; jedenfalls zeigt schon ein solcher roher Ueberschlag, dass die Witwenkasse in den mögli 
chen \\echselfällen ein viel höheres Spiel spielt, als bisher geglaubt sein mag.
	        
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