Full text: [Wahrscheinlichkeitsrechnung und Geometrie] (4. Band)

OPÉRATIONS GÉODÉSIQUES ETC. 
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drate war viel geringer, als sie bei regelmässig vorausgesetzter Erdfigur sein sollte. 
Die neue Messung hat gezeigt, dass Beccaria bei der astronomischen Bestimmung 
dieser Krümmung allerdings einen Fehler von 13" 41 begangen hat (der bei der 
Unvollkommenheit seiner Instrumente sehr verzeihlich ist); allein das Zeichen die 
ses Fehlers ist das entgegengesetzte von dem vermutheten, und die Anomalie 
wird also noch um so viel vergrössert. Die nach obigen Elementen aus den geo- 
daetischen Messungen berechnete Amplitudo ist nemlich (auf Beccarias Endpunkte 
reducirt) 1° 8' 18" 91; die aus Beccarias astronomischen Beobachtungen sich er 
gebende 1°7'44"30, und die neue Bestimmung l°7'3l"07. Die neue Messung 
ist mit so guten Hülfsmitteln und mit so ausgezeichneter Sorgfalt ausgeführt, dass 
man gezwungen ist, diesen grossen Unterschied von 47"84 fast ganz als eine Un 
regelmässigkeit der Erdfigur zu betrachten, die merkwürdigste Thatsache dieser 
Art, die bisher in den Annalen der hohem Geodaesie vorgekommen ist. Höchst 
wahrscheinlich ist die Attraction der diese Messung in Norden und Süden be 
grenzenden Alpenketten eine Hauptursache dieses Phänomens, allein eben so 
wahrscheinlich hat die ungleiche Dichtigkeit der untern Erdschichten, vielleicht 
bis zu grosser Tiefe hinab, nicht minder Antheil daran. Wenigstens lassen sich 
ähnliche bei ganz in der Ebene liegenden Punkten vorgekommene Unterschiede 
von sehr bedeutender Grösse (z. B. eine Anomalie von 2l"9 zwischen Mailand 
und Parma) nicht wohl anders erklären. Wir setzen hinzu, dass je mehr die 
sorgfältig ausgeführten Gradmessungen vervielfältigt werden, desto mehr die 
Ueberzeugung Platz gewinnt, dass solche Abweichungen nur in Rücksicht auf 
ihre Grösse, aber nicht an sich,als Ausnahmen betrachtet werden dürfen, und 
dass sich solche nachgrösserm oder kleinerm Massstabe überall zeigen. Die Verf. 
haben eine interessante vergleichende Übersicht der durch astronomische Beob 
achtungen bestimmten und der durch geodaetische Messungen berechneten Pol 
höhen von 34 über halb Europa zerstreueten und durch Dreiecke unter sich ver 
bundenen Punkten gegeben. Freilich hat man dieselbe nur wie einen unvoll 
kommenen Versuch zu betrachten, da sie grossentheils nur auf unbeglaubigten 
fragmentarischen Notizen von den Resultaten der geodaetische Messungen beruht: 
denn leider sind die meisten dieser Messungen in Frankreich, Italien, Oester 
reich und Baiern noch immer nicht bekannt gemacht. 
Derselbe Abschnitt enthält ausserdem noch die neue Messung einer klei 
nen Grundlinie bei Turin, wodurch einige Umstände, welche die von Hrn. von 
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