BERICHTE ÜBER DIE GRADMESSUNG,
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Ich gebe Ew. — — untertbänigst anheim, diese Gründe zu prüfen und darüber zu entscheiden,
und füge nur noch hinzu, dass freilich diese Abwesenheit mich in Beziehung auf die zwei Collegia, welche
ich in diesem Sommer zu halten habe, mich etwas beengen würde, dass ich jedoch bei der kleinen An
zahl der Zuhörer mit diesen ein Arrangement treffen könnte, die ausfallenden Stunden theils vorher theils
nachher einzubringen. Und um die Zeit der Abwesenheit nach Möglichkeit zu beschränken, würde ich
mit dem Prof. Schumacher (welchen ich jeden Tag hier zurückerwarte) vorläufig mündliche Abrede neh
men, damit er in Lauenburg vorher alle Vorbereitungen treffen und die Beobachtungen unmittelbar nach
meiner Ankunft ihren Anfang nehmen können. Da in dieser Jahreszeit das Wetter den Beobachtungen
nicht ungünstig zu sein pflegt, so wäre zu erwarten, dass die Zeit meiner Abwesenheit nicht länger zu
sein brauchte, als etwa die Badereisen, welche manche meiner Collegen um dieselbe Zeit wohl machen.
Ich benutze diese Gelegenheit, um Ew. — — noch anzuzeigen, dass ich von dem Mechanikus
Rumpf verfertigte Maschine zur Umlegung des REiciiENEACHschen Mittagsfernrohrs nunmehr in diesen Ta
gen angeschlagen wird, und dass dann sofort auch an diesem Instrumente die regelmässigen Beobach
tungen ihren Anfang nehmen werden.
Göttingen den 1819.
C. F. Gauss.
ANZEIGE DES HOFE. GAUSS, BETREFFEND DIE FORTSETZUNG DER DÄNISCHEN
GRADMESSUNGEN DURCH DAS KÖNIGREICH HANNOVER.
Zenithsectoren wurden bisher auch für die ersten Sternwarten als ein wesentliches Bedürfniss an
gesehen. Allein gegenwärtig machen die neuconstruirten Meridiankreise, namentlich die Reichexbach-
schen, jene Instrumente gewissermassen entbehrlich. Wenigstens leistet, nach meinen bisherigen Erfah
rungen der hiesige seit Februar d. J. im Gebrauch befindliche Meridiankreis alles was ein Zenithsector
leisten könnte, ebenso vollkommen. Es könnte daher überflüssig scheinen, bei der Gradmessung noch
au einen Zenithsector zu denken, wenn nicht folgende zwei wichtige Umstände noch zu berücksichtigen wären.
1) Der Meridiankreis erfordert eine sehr solide Aufstellung, die ihm nur auf einer eigentlichen
Sternwarte gegeben werden kann, und ist überhaupt als ein fixes, nicht als ein transportables Instru
ment zu betrachten. Obgleich nun aber die wichtigsten Beobachtungen, wozu ein Zenithsector oder der
Meridiankreis in Bezug auf die Gradmessung verwandt werden, die auf der hiesigen Sternwarte anzu-
stellenden sein werden, die in sofern als südlicher Endpunkt betrachtet werden muss, und obgleich dies
seitige Beobachtungen der Art am nördlichen Ende deswegen überflüssig sind, oder scheinen können,
weil dazu schon die Dänischer Seits in Lauenburg gemachten dienen können, so konnte sich doch beim
Verfolg der Arbeit die Nothwendigkeit zeigen, und auf alle Fälle wird es wissenschaftlich interessant
sein, dass ähnliche Beobachtungen auf einem Zwischeupunkte des Königreichs Hannover, z. ß. in Celle
oder Hannover, angestellt wurden, was nur mit Hülfe eines transportabeln Zenithsectors geschehen könnte.
a) Da der Gebrauch, der bei einer Gradmessung von den hier in Rede stehenden Beobachtungen
gemacht wird, ganz auf der Vergleichung der an den verschiedenen Hauptpunkten gemachten Beobach
tungen unter einander beruht, und also demnächst die Göttinger und vielleicht Geller oder andere dies
seitige Beobachtungen mit denen, die Dänischer Seits in Lauenburg, Ljsabbel (auf der Insel Alsen) und