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NACHLASS.
Ich habe inzwischen auf mehrern Wegen solche Nachrichten einzuziehen gesucht, die in mehrfa
cher Beziehung für die Hannoversche Gradmessung wichtig sein werden. So wie diese ihre grössere
Wichtigkeit dadurch erhält, dass sie einerseits die Fortsetzung der ausgedehnten Dänischen Messung ist,
und andrerseits einer noch viel ausgedehntem Fortsetzung nach Süden fähig ist, gereicht es mir zur
Freude, jetzt anführen zu können, dass ein bedeutender Theil der letztem Operationen, die früher nur
als möglich und wünschenswerth dargestellt werden konnten, bereits wirklich gemacht ist. Das Königl.
Preussische Gouvernement nemlich, welches mehrere Hauptprovinzen der preussischen Monarchie vermes
sen zu lassen beabsichtigt, und dieser Vermessung, nach den gegenwärtig als allein zulässig anerkann
ten Grundsätzen zuvörderst eine- grosse Triangulation zur Grundlage dienen lässt, hat bereits diejenige
Triangulation wirklich ausführen lassen, wodurch die preussischen Rheinprovinzen mit den ältern verbun
den werden, und die sich durch das Nassau’sche, Kurhessen, Thüringen u.s. w. bis Halle erstreckt. Durch
den K. Pr. Generallieutenant von Müffling habe ich diese Triangulation vollständig mitgetheilt erhalten,
und mich, nach eigner sorgfältiger Prüfung überzeugt, dass sie mit grosser Sorgfalt und Genauigkeit aus
geführt ist, so dass sie den Triangulationen bei den besten Gradmessungen nicht nur beigestellt werden
kann, sondern einige selbst noch übertrifft. Diese Dreiecke gehen nun zum Theil ganz nahe an den
südlichen Grenzen des Königr. Hannover vorbei, und wenn daher meine eignen künftigen Messungen ge
hörig an jene angeschlossen werden, wozu der General-Lieut. von Müffling mir bereits die nöthigsteu
Renseignements ertbeilt hat, so wird die Dänisch-Hannoversche Gradmessung bereits von selbst bis zur
Sternwarte Seeberg bei Gotha und bis zum Inselsberge fortgesetzt sein, so wie in S. W. dadurch und
durch die Darmstädtschen und Französischen Messungen die Verbindung mit den Sternwarten von Mann
heim und Paris erzielt sein wird.
Auch über die während der französischen Occupation in den Jahren 1803—1805 durch den franz.
Obersten Epailly im Kurfürstenthum Hannover ausgeführten Messungen, deren vollständige Mittheilung
auf diplomatischem Wege zu erhalten, früher vergeblich versucht ist, habe ich auf mehrern Wegen und
zum Theil direct von dem Depot de la guerre, mehrere wichtige wenn gleich unvollständige Nachrich
ten erhalten, und ich habe noch einige Hoffnung, die sämmtlichen Dreiecke mitgetheilt zu bekommen.
Sollte in Zukunft einmal eine allgemeine Triangulirung des ganzen Königreichs Hannover beschlossen
werden, wozu die Gradmessung von Hamburg bis zur südlichen Grenze des Königreichs die solideste
Grundlage liefern wird, so würde unstreitig der Besitz jener EPAiLnv’schen Messungen überaus nützlich
werden können: das, was ich davon mitgetheilt erhalten habe, setzt mich zum wenigsten in den Stand,
auf eine solche eventuelle Benutzung bei der Anordnung meiner eigenen Dreiecke im Voraus Rücksicht
zu nehmen, und solche gewissermassen vorzubereiteu. — Unter den Actenstücken, die EPAiLnv’sche Mes
sung betreffend, die mir zu Händen gekommen sind, befindet sich übrigens auch ein Rapport des Ober
sten Epailly selbst, an den General Samson gerichtet, wodurch ich freilich schon im Voraus mit den
grossen durch mancherlei Localumstände besonders im Lüneburgischen entstehenden Schwierigkeiten der
Triangulationen bekannt geworden bin; Schwierigkeiten, die der Französische Geodät selbst im ‘pays
conquis’ fast unüberwindlich fand, und die ich nur unter kräftiger Unterstützung des Gouvernements
und der betreffenden Behörden, zu besiegen hoffen darf.
Auch wegen mannigfaltiger anderer Bedürfnisse für die bevorstehenden Messungen habe ich im
Laufe dieses Winters angemessene Vorkehrungen getroffen. Der erwartete grosse REicHFNBAcn’sche Theo-
dolith ist für die definitive allerschärfste Messung der Winkel bestimmt. Allein für die Aufsuchung der
Standpunkte, die Recognoscirung der von jedem sichtbaren Punkte und die vorläufigen Messungen ist
ein anderer Theodolith erforderlich, der leicht zu transportiren, schnell aufzustellen und zu handhaben
ist, nicht zu gedenken, dass das Hauptinstrument auch die grösste Schonung erfordert. Zu jenem Zwecke