Full text: [Mathematische Physik] Theoria attractionis corporum sphaeroidicorum ellipticorum homogeneorum (5. Band)

ERDMAGNETISMUS UND MAGNETOMETER. 
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genau zu reden, nur in jedem Augenblick. Wir beziehen diese Richtung an je 
dem Orte auf die Yerticallinie (oder, was auf dasselbe hinausläuft, auf die gegen 
diese normale Horizontalebene) und auf die Meridianebene. Den Winkel, wel 
chen die Richtung der erdmagnetischen Kraft mit der Horizontalebene macht, 
nennen wir die Neigung (Inclination) der Magnetnadel; der Winkel zwischen der 
jenigen Yerticalebene, in welcher sich jene Richtung befindet, und der Meridian 
ebene ist die Abweichung (Declination) der Nadel. Diese beiden Elemente be 
stimmen die Richtung der erdmagnetischen Kraft vollständig: sie sind an ver 
schiedenen Orten verschieden, aber sie sind an einem und demselben Orte nicht 
beständig, sondern immerwährenden Veränderungen unterworfen, auf die wir 
nachher zurückkommen werden. 
Zunächst müssen wir aber die ungleiche Art, wie die beiden Kräfte nach 
ihren Richtungen wirken, näher betrachten. Die Schwerkraft treibt einen Kör 
per, sobald keine Hindernisse im Wege stehen, in ihrer Richtung nach unten, 
und diese Bewegung wird immer schneller, so lange der Körper frei fallen 
kann. Die Schwerkraft bringt einen Körper, der sich frei bewegen kann, nur 
in eine fortschreitende (progressive) Bewegung, nicht in eine drehende (rotato 
rische). 
Mit der erdmagnetischen Kraft verhält es sich gerade umgekehrt: diese kann 
den Körpern, welche sie in Bewegung setzt, nur eine drehende, nie eine fort 
schreitende Bewegung ertheilen. Wollen wir also die Wirkung der erdmagneti 
schen Kraft auf einen Körper rein beobachten, so müssen wir zuvörderst die pro 
gressiven Bewegungen, die die Schwere hervorbringen könnte, ausschliessen oder 
unmöglich machen. Eine Magnetnadel, die auf ihrer untern Seite eine kegel 
förmige Vertiefung (ein Hütchen) hat, und damit auf einer feinen Spitze hängt, 
befindet sich in diesem Falle. Trifft dieser Aufhängepunkt (die Spitze des Hüt 
chens) genau mit dem Schwerpunkt der Nadel zusammen, so ist letztere gegen 
die Schwerkraft ganz indifferent, und zeigt sich nun einer Kraft unterwürfig, die 
sie in die Richtung des Erdmagnetismus zu bringen strebt. Ist die Nadel schon 
Anfangs in dieser Lage, so bleibt sie darin : trifft aber der Erdmagnetismus sie 
Anfangs in einer andern Lage, so setzt letzterer sie in eine Bewegung, vermöge 
welcher sie sich jener Lage nähert, und (weil die Schnelligkeit der Bewegung so 
lange zuniramt, als jene Lage noch nicht erreicht ist) sogar über dieselbe hinaus 
geht, wo dann aber die erdmagnetische Kraft, stets die Nadel der Normalrich-
	        
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