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ERDMAGNETISMUS UND MAGNETOMETER.
tung näher zu bringen strebend, die Schnelligkeit der Bewegung fortwährend wie
der vermindert, bis diese vernichtet ist, und rückwärts geht. Auf diese Weise
macht die Nadel Schwingungen, desto grössere, je mehr die ursprüngliche Lage
von der Normalrichtung abwich, und die Normalrichtung liegt in oder nahe bei
der Mitte der Schwingungen. Das erstere würde genau der Fall sein, wenn nicht
äussere Hindernisse, der Widerstand der Luft und die Reibung im Hütchen die
Bewegung nach und nach lähmten: diese Hindernisse vermindern nach und nach
die Grösse des Schwingungsbogens, bis zuletzt die Nadel in der Richtung der
erdmagnetischen Kraft zur Ruhe kommt.
Man pflegt jedoch die Spitze des Hütchens, oder den Aufhängepunkt, um
welchen die Nadel sich frei bewegen kann, nicht im Schwerpunkt der Nadel, son
dern etwas höher, anzubringen, wodurch sich die Erscheinung etwas anders ge
staltet. Es entsteht dann ein Conflict der Schwerkraft mit der erdmagnetischen
Kraft, und die Nadel stellt sich nicht mehr genau in die Richtung der letztem
Kraft, aber ihr so nahe, wie es dieser Conflict verstattet. Die Schwerkraft strebt
nemlich, den Schwerpunkt senkrecht unter den Aufhängungspunkt zu bringen;
bei der Stellung der Nadel, genau nach der Richtung der erdmagnetischen Kraft,
würde aber der Schwerpunkt einen etwas hohem Platz erhalten (wenn nicht zu
fällig die gegenseitige Lage beider Punkte in der Nadel schon die zu jener Rich
tung erforderliche ist): die Natur, stets die distributive Gerechtigkeit auf das
strengste verwaltend, ertheilt daher der Nadel, nach Maassgabe der Stärke bei
der Kräfte, eine vermittelnde Zwischenlage, wobei von der genauen Inclination
weniger oder mehr aufgeopfert werden muss, die aber nothwendig mit dem mag
netischen Meridian, d. i. derjenigen Yerticalebene, in der sich die eigentliche
Richtung der erdmagnetischen Kraft befindet, übereinstimmt. Wie allen Ge
schäften eine verständige Theilung stets zum Yortheil gereicht, so trennt auch
der Naturforscher die Ausmittelung der Declination von der Inclination, und
hängt, wo es ihm zunächst um erstere zu thun ist, seine Nadel nicht im Schwer
punkt auf, sondern so, dass eben die Declination am besten hervortritt: er hängt
sie so auf, dass sie horizontal schwebt. Der Seefahrer erreicht dieses, indem er,
wenn er in den Bereich einer beträchtlich geänderten Inclination kommt, seine
Nadel auf der einen Seite mit einem leichten, gegen den Magnetismus indifferen
ten Körperchen, z. B. einem Stückchen Wachs, belastet. Der Naturforscher,
der für feinere Zwecke die Nadel gar nicht mit einem Hütchen, sondern an ei-