320
ERDMAGNETISMUS UND MAGNETOMETER.
fenbein, an dem andern ein eben so grosses Stück Kork eingelegt ist. Wir ha
ben demnach hier ganz das Gegenstück von der Wirkungsart der erdmagnetischen
Kraft, nur dass an die Stelle der dieser eigenthümlichen Richtung jetzt die Ver-
ticallinie getreten ist, und werden dadurch auf eine Vorstellungsart geführt, die
zur Erklärung der Wirkung der erdmagnetischen Kraft auf die Magnetnadel dient.
Wir nehmen nemlich zwei Stoffe an, auf welche diese Kraft unmittelbar auf ähn
liche Art wirkt, wie die Schwerkraft auf alle ponderabeln Körper, indem sie die
selben, zwar in Einer bestimmten geraden Linie, aber in entgegengesetzten Rich
tungen, zu bewegen strebt. Diese beiden Stoffe müssen wir an die Magnetna
del fest gebunden voraussetzen (weil sonst die erdmagnetische Kraft nur die Stoffe
in der Nadel, nicht diese selbst, bewegen würde); den einen an das eine Ende,
den andern an das andere, und die Quantität des einen Stoffs muss in jeder Na
del der Quantität des andern genau gleich sein (weil sonst auch eine progressive
Bewegung erfolgen müsste). Man nennt diese Stoffe magnetische Fluida, um
ihre leichte Beweglichkeit in dem sich nicht zu beharrlicher Magnetisirung eignen
den weichen Eisen zu bezeichnen, und unterscheidet sie durch die Zusätze nörd
liches und südliches Fluidum, indem dasjenige Ende der Nadel, welches das er-
stere trägt (der Nordpol), sich an den meisten Orten der Erde nach der Nordseite
richtet. Das nördliche Fluidum pflegt man auch das positive, das südliche das
negative zu nennen. Der Stahl ist dabei nur der Träger dieser Fluida, wie in
dem vorhergehenden Gleichniss die Holzumgebung der Träger des Elfenbeins und
Korks, und die erdmagnetische Kraft wirkt auf jenen nur mittelbar.
Diese Vors teilungsart bedarf aber noch einer Modification. Unser Elfen-
bein-Kork-Stab würde offenbar noch dieselbe Erscheinung (wenn auch in gerin
gerer Stärke) darbieten, wenn er, anstatt Ein Stück Elfenbein und Ein eben so
grosses Stück Kork zu enthalten, aus mehrern, immerhin auch sehr vielen, Paa
ren zusammengesetzt wäre, vorausgesetzt, dass diese Paare in gehöriger Ordnung
liegen. Bei unserer ersten Voraussetzung würde der Stab seine Eigenschaft ver
lieren , wenn man ihn in der Mitte zerschnitte; bei der andern hingegen bleibt
die Eigenschaft nach jeder Zerschneidung, wo nur kein zusammengehöriges Paar
getrennt wird.
Die Erfahrung ergibt, dass, wenn ein Magnetstab in der Mitte, oder an ir
gend einer andern Stelle durchgebrochen wird, beide Stücke sich sogleich wieder
als Magnete zeigen, die von der erdmagnetischen Kraft nur eine drehende, nie