Full text: [Mathematische Physik] Theoria attractionis corporum sphaeroidicorum ellipticorum homogeneorum (5. Band)

ERDMAGNETISMUS UND MAGNETOMETER. 
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eine progressive Bewegung erhalten. Wir sind daher genöthigt, anzunehmen, 
dass in der Magnetnadel die magnetischen Fluida zwar getrennt sind, aber nicht 
so, dass das eine Fluidum sich am einen, das andere am andern Ende befinde, 
sondern vielmehr so, dass wir die Nadel wie ein Aggregat von unzähligen für uns 
unmessbar kleinen Stahltheilchen betrachten müssen, deren jedes eben so viel 
nördliches wie südliches Fluidum in getrenntem Zustande enthält. 
Wir haben bisher den Magnet nur in Beziehung auf diejenige Wirkung be 
trachtet, welche die erdmagnetische Kraft auf ihn ausübt, weil diese zunächst den 
Gegenstand des gegenwärtigen Aufsatzes ausmacht: viel länger war schon dieje 
nige Wirkung bekannt, welche zwei Magnete auf einander ausüben, und die in 
einer gegenseitigen Anziehung der ungleichnamigen Pole und einer Abstossung 
der gleichnamigen besteht. Nach Beschaffenheit der Umstände können dadurch 
drehende und fortschreitende Bewegungen erregt werden. Es bedarf zur Erklä 
rung dieser Phänomene nichts weiter, als noch anzunehmen, dass die magneti 
schen Fluida auf einander wirken, die gleichnamigen abstossend, die ungleich 
namigen anziehend, und wir wissen jetzt aus scharfen Versuchen, dass die Stärke 
dieser Abstossung oder Anziehung zwischen zweien Theilchen solcher Flüssigkei 
ten eben so im umgekehrten Verhältniss des Quadrats der Entfernung steht, wie 
die allgemeine gegenseitige Anziehung aller ponderabeln Körper. 
Nur kurz erwähnen wir endlich (da es nicht unmittelbar zu unserm gegen 
wärtigen Zweck gehört) der Wirkung der Magnete auf nicht magnetisirten Stahl 
und weiches Eisen, welche Wirkung bekanntlich in einer Anziehung besteht. Sie 
ist eine Folge des eben angeführten Verhaltens der magnetischen Flüssigkeiten, 
die in allem Stahl und Eisen als schon vorhanden angesehen werden müssen, und 
bei der Annäherung eines Magnets eine Scheidung erleiden, so dass jene Körper 
dadurch selbst magnetisch werden. Nur ist das weiche Eisen für sich nicht fähig, 
die Trennung der magnetischen Fluida in seinem Innern dauernd zu erhalten. 
Ein Stück weiches Eisen, mit einem Ende an einem Magnet hängend (oder ihm 
auch nur nahe gebracht), verhält sich so lange selbst wie ein Magnet, verliert 
aber nach der Trennung oder Entfernung von jenem diese Eigenschaft nach we 
nigen Augenblicken fast ganz wieder, während ein Stück gehärteten, aber noch 
nicht magnetisirten Stahls (in welchem die Trennung der magnetischen Flüssig 
keiten schwerer geschieht, aber, einmal erfolgt, viel bleibender ist), theils über 
haupt von einem Magnet schwächer angezogen wird, als weiches Eisen, theils 
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