330
ERDMAGNETISMUS UND MAGNETOMETER.
Drehungskraft, welche N S auf n s ausübt, ihr Spiel anfängt, wird n s von
ihrer ersten Lage abgelenkt werden, und in Bewegung kommen; allein je mehr
sie sich in Folge dieser Bewegung von der ersten Lichtung entfernt, desto stär
ker strebt der Erdmagnetismus, sie dahin zurückzuführen. Die Nadel macht
also Schwingungen, deren Mitte aber nicht mehr die Lage im magnetischen Me
ridian selbst, sondern eine dagegen mehr oder weniger geneigte ist. Diese Mitte
ist zugleich die Gleichgewichtslage von der Nadel n s, welche sie annimmt, wenn
die Schwingungen zur Luhe gekommen sind. Offenbar ist ihre Richtung nichts
anderes, als das Resultat der Zusammensetzung der beiden Kräfte, welche an
dem Platz der Nadel n s der Erdmagnetismus und der Magnetismus der Nadel
N S ausüben, und die unsern Voraussetzungen zufolge um einen rechten Winkel
verschiedene Richtungen haben. Nach bekannten Lehren der Statik ist also das
Verhältniss der Stärke dieser Kräfte, welches zugleich das Verhältniss der durch
sie erzeugten Drehungsmomente ist, aus dem Ablenkungswinkel bestimmbar,
d. i. aus der Ungleichheit der beiden Ruhelagen von n s, einmal wenn beide
Kräfte wirken, zweitens wenn N S ganz entfernt ist. Hier bietet sich nun aber
noch eine wichtige Bemerkung dar. Nemlich der Ablenkungswinkel der Nadel
n s ist von der Stärke ihrer Magnetisirung ganz unabhängig, da bei verstärkter
Magnetisirung offenbar beide Drehungsmomente in gleichem Verhältniss wachsen.
Wir werden dadurch der sonst allerdings schwer zu erfüllenden Bedingung, dass
n s einen eben so starken Magnetismus trage, wie N S, ganz enthoben.
Es reducirt sich also die Bestimmung der Intensität des Erdmagnetismus
auf zwei Hauptgeschäfte.
I. Man beobachtet die Schwingungsdauer einer Nadel N S, und berech
net daraus das Drehungsmoment, welches der Erdmagnetismus auf diese Nadel
ausübt.
II. Man hängt eine zweite Nadel n s auf, beobachtet ihre Einstellung
zuerst unter dem reinen Einfluss des Erdmagnetismus, und nachher, indem N S
in beträchtlicher Entfernung, so wie es die Figur zeigt, aufgelegt ist. Aus dem
Unterschied beider Stellungen oder der Ablenkung, berechnet man, welch ein
Bruchtheil die Kraft der Nadel N S von der erdraagnetischen Kraft in der ge
wählten Entfernung ist; ein eben so grosser Bruchtheil von dem in I. gefundenen
Drehungsmoment lehrt uns das Drehungsmoment kennen, welches in jener Ent
fernung die Nadel N S einer ihr gleichen ertheilen würde; dies Resultat mit dem