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ERDMAGNETISMUS UND MAGNETOMETER.
Eine Hauptschwierigkeit bei Anwendung der Methode liegt noch darin, dass
das obenangeführte Gesetz (die verkehrte Proportionalität der Wirkung einer
Magnetnadel zu dem Würfel der Entfernung) in zulänglicher Schärfe nur für sehr
grosse Entfernungen gültig ist, in welchen die Wirkungen zu klein sind, um un
mittelbar mit Schärfe beobachtet werden zu können. In mässigen Entfernungen
machen sich die Abweichungen von dem Gesetze schon sehr merklich: allein die
Theorie lehrt, dass in diesen Abweichungen selbst wiederum Gesetzmässigkeit
Statt findet, und die Mathematik gibt Mittel an die Hand, durch Combination
mehrerer in mässigen aber ungleichen Entfernungen gemachter Versuche diese
Abweichungen zu erkennen, und so gut wie ganz zu eliminiren.
Immer aber dürfen, wenn diese Elimination zulässig sein soll, die Versuche
nicht bei zu kleinen Entfernungen angestellt werden: die Wirkungen bleiben da
her allemal vergleichungsweise nur kleine, zu deren scharfer Abmessung die frü
her gebräuchlichen Mittel bei weitem nicht zureichten. Gerade dieses Bedürf
nis hat die Darstellung eines neuen Apparats veranlasst, der wohl am schicklich
sten mit dem Namen Magnetometer bezeichnet werden kann, da er dazu dient,
alle Grössenbestimmungen sowohl in Beziehung auf die magnetische Kraft der
Nadeln, als in Beziehung auf den Erdmagnetismus, wenigstens den horizontalen
Theil desselben, mit einer Genauigkeit auszuführen, die der Schärfe der feinsten
astronomischen Beobachtungen gleich kommt. Man bestimmt damit die Rich
tung des Erdmagnetismus auf eine oder ein paar Bogensecunden genau; man be
obachtet Anfang und Ende einer Schwingung auf einige Hunderttheile einer Zeit-
secunde sicher, also schärfer, als die Antritte der Sterne an den Fäden eines
Passagen - Instruments.
Anstatt eine bereits anderwärts gegebene Beschreibung des ohnehin jetzt
schon vielverbreiteten Magnetometers zu wiederholen, beschränken wir uns hier
nur darauf, einige der Eigenthümlichkeiten dieses Apparats bemerklich zu machen.
Die Stellung der an einem Faden oder einem feinen Draht aufgehängten
Magnetnadel und die Veränderung dieser Stellung werden nicht, wie sonst, an
der Magnetnadel selbst beobachtet, sondern an dem Spiegelbilde einer in kleine
Theile getheilten Scale. Der Spiegel ist an der Magnetnadel fest, also mit der
selben beweglich; die Scale hingegen ist in einer beträchtlichen Entfernung da
von (15 Fuss bei den Magnetometern in Göttingen) horizontal befestigt, und hin
ter der Scale und etwas höher befindet sich das gegen die Mitte des Spiegels ge-