ERDMAGNETISMUS UND MAGNETOMETER.
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richtete Fernrohr, durch welches man das 30 Fuss entfernte Spiegelbild der Scale
oder eines Stücks derselben sieht. Offenbar ist nun jede Veränderung der Stel
lung der Magnetnadel mit einer yerhältnissmässigen Veränderung des Orts des
Spiegelbildes verbunden, und man übersieht leicht, wie sehr die Feinheit der
Beobachtung auf diese Weise gewinnt: in der That sind, wenn die Nadel einen
Fuss lang ist (und grössere hat man sonst fast niemals angewandt), die Bewegun
gen ihrer Enden nur ein sechzigstel so gross, wie die Bewegungen des Spiegel
bildes, Der Vortheil, welchen ausserdem die grosse Entfernung des Beobachters
von der Magnetnadel bei der neuen Methode gewährt, ist von selbst einleuchtend,
da bei der ehemaligen Art die unmittelbare Nähe des Beobachters, so wie auch
der zu nächtlichen Beobachtungen nothwendigen Beleuchtungslampe mancherlei
Störungen der Nadel erregen konnte.
In dem Magnetometer werden als Magnetnadeln grosse schwere Stäbe an
gewandt, mit so offenbarem Gewinn für die Schärfe der Beobachtungen, dass man
sich jetzt nur mit Verwunderung der äusserst kleinen Nadeln erinnert, die man
vordem zu den meisten magnetischen Beobachtungen zu gebrauchen pflegte. Bei
der ersten Ausführung des Magnetometers wurden Stäbe von einem Pfund Ge
wicht angewandt; in dem magnetischen Observatorium zu Göttingen ist ein vier
Pfund schwerer Stab aufgehängt, und ähnliche Stärke haben die Nadeln der mei
sten für andere Örter seitdem ausgeführten Apparate; das Magnetometer in der
Göttinger Sternwarte hat einen fünfundzwanzig Pfund schweren Magnetstab. Je
schwerer ein Magnetstab ist, desto weniger wird er von zufälligen Störungen, klei
nen Luftbewegungen u. dergl. afficirt, desto reiner stellen also seine Bewegun
gen den Stand der auf ihn wirkenden magnetischen Kräfte dar. Allein man darf
ja nicht vergessen, dass schwere Stäbe diesen hohen Vorrang vor leichten nur
dann behaupten, wenn sie auch kräftig magnetisirt sind, und dass sie ohne diese
unerlässliche Bedingung nur einem Kinde in schwerer Männerrüstung gleichen
würden.
Bei der Beobachtung von Schwingungszeiten bieten die schweren Stäbe noch
einige besondere ungemein schätzbare Vortheile dar, namentlich dass die Dauer
einer Schwingung eine beträchtliche Zeit einnimmt, und dass die Grösse des
Schwingungsbogens sich sehr langsam vermindert. Die kleinen Nadeln von we
niger als einem halben Loth Gewicht, deren man sich ehedem zu solchen Zwe
cken bediente, haben in unsern Gegenden eine Schwingungsdauer von drei bis