350
EINLEITUNG FÜR DIE ZEITSCHRIFT:
In Beziehung auf den nächsten Gegenstand der Arbeiten unsers Vereins,
die Veränderungen in der magnetischen Declination, sei es erlaubt, noch eine Be
merkung hinzuzufügen. Wenn, wie nicht zu bezweifeln ist, die beiden andern
Elemente der erdmagnetischen Kraft, die Inclination und die Intensität, ähnli
chen Veränderungen unterworfen sind, so kann man fragen, warum vorzugsweise
oder für jetzt ausschliesslich, jenem ersten Elemente so sorgfältige Bemühungen
gewidmet werden?
Die Kenntniss der V eränderungen und Störungen der magnetischen Decli
nation hat in der That ein sehr grosses praktisches Interesse. Dem Seefahrer, dem
Geodäten und dem Markscheider muss ungemein viel daran gelegen sein, zu wis
sen , wie häufigen und wie grossen Störungen ein Haupthülfsmittel bei seinen Ge
schäften unvermeidlich unterworfen ist, wäre es auch nur, um das Maass des Ver
trauens zu erhalten, welches er demselben schenken darf. Für die beiden letzten
Anwendungen der Boussole, in der praktischen Geometrie auf und unter der Erde,
kann sogar in Zukunft der Nutzen dieser Untersuchungen noch viel weiter gehen.
Wird einmal festgestellt sein, dass die in der Zeit wechselnden unregelmässigen
Störungen nie oder nur höchst selten bloss örtlich sind, sondern immer oder fast
immer sich in weiten Strecken ganz gleichzeitig und in fast gleicher Grösse offen
baren, so ist das Mittel gegeben, sie fast vollkommen unschädlich zu machen.
Der Geodät und der Markscheider braucht nur alle seine Operationen mit der
Boussole genau nach der Uhr zu machen und gleichzeitige Beobachtungen an ei
nem andern nicht gar zu entfernten Orte anstellen zu lassen, durch deren Ver
gleichung jene Störungen sich eben so werden eliminiren lassen, wie reisende Be
obachter ihre barometrischen Höhenbestimmungen durch Vergleichung mit Baro
meterbeobachtungen an einem festen Orte von der unregelmässigen Veränderlich
keit des Barometerstandes unabhängig machen. Dass hier nicht von solchen Stö
rungen dieRede ist, welche die Boussole in eisenhaltigen Gruben erleidet, ver
steht sich von selbst.
Gleichwohl hat man den Grund des der Declination vor den andern Elemen
ten des Erdmagnetismus gegebenen Vorzuges nicht so wohl in diesen materiellen
Rücksichten zu suchen, als vielmehr in dem gegenwärtigen Zustande der Hülfs-
mittel. Das Aufsuchen der Gesetze in den Naturerscheinungen hat für den Na
turforscher seinen Zweck und seinen Werth schon in sich selbst, und ein eigen-
thümlicher Zauber umgibt das Erkennen von Maass und Harmonie im anschei-