GERLING. PHYSIKALISCHES INSTITUT.
gestört wird, und dass eigene Übungen solcher Studirenden, die dazu Neigung
und hinlängliche Vorbereitung haben, mit Bequemlichkeit geschehen können.
Das Institut besitzt übrigens schon einen reichen physikalischen Apparat, der
jährlich noch vervollständigt und vermehrt wird. Bei geöffneten Zwischenthüren
bietet diese Reihe von Zimmern eine freie gerade Linie von 150 Fuss Länge dar,
ein für mancherlei Zwecke in der That sehr schätzbarer Vortheil.
Die Officialwohnung des Directors befindet sich im dritten Stockwerk; auch
hat das Institut eine eigene Werkstatt und Schmiede, die in das Erdgeschoss ver
legt sind.
Zu Versuchen, die im Freien angestellt werden müssen, findet sich hin
längliche Gelegenheit sowohl in der Umgebung des Gebäudes, als auf der Platt
form eines mit diesem in unmittelbarer Verbindung stehenden auf dem Felsen ge
gründeten Thurms. Dieser bietet zugleich ein bei manchen physikalischen Ar
beiten überaus schätzbares Hilfsmittel dar, nemlich eine freie Fallhöhe von etwa
80 Fuss. Um diese zu erlangen, sind die Fussböden in den drei Stockwerken
des Thurms so wie über dem Keller (ehemaligem Verlies) mit quadratischen Öff
nungen durchbrochen; zugleich befindet sich auf der obern Plattform, zu welcher
vom Hausdache aus eine Wendeltreppe führt, ein achteckiger Pavillon von 15
Fuss Durchmesser, in dessen Fussböden eine ähnliche Öffnung ist, die je nach
Umständen mit einer Fallthür zugelegt, oder mit einer Gallerie umgeben werden
kann. In dem Thurme findet sich auch eine nahe 20 Fuss hohe, sehr feste Mauer,
die bei manchen Gelegenheiten wichtige Vortheile gewähren kann.
In Verbindung mit dieser Einrichtung wurde nun auch Abhülfe für ein Be
dürfnis gewonnen, welches an einer Universität, die keine Sternwarte besitzt,
und wo also z.B. die zu so vielen physikalischen Geschäften jetzt unentbehrlichen
Zeitbestimmungen bisher immer blos durch Zeit raubende correspondirende Son
nenhöhen erhalten werden konnten, besonders fühlbar wird. Es war dazu nur
nöthig, den Thüren und Fenstern jenes Pavillons eine angemessene Einrichtung
zu geben, um denselben zu allen erforderlichen Beobachtungen mit den beweg
lichen astronomischen Instrumenten brauchbar zu machen, welche das Institut
zum Theil schon lauste besass.