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BRIEFWECHSEL.
Gauss an Olbers, Göttingen, 24. Julius 1816.
Die heurige Pallas-Opposition [XI.] verträgt sich noch immer
sehr gut mit meiner Theorie und bestätigt die Noth wendigkeit einer Yer-
grösserung der Jupitersmasse. Ich finde jetzt = 10 50 und die wahrschein
liche Ungewissheit dieser Zahl sehr nahe = 1 ; Laplace findet aus der
Saturnsbewegung 1070 mit einer etwas grossem Ungewissheit; dieser Unter
schied ist also ganz enorm; allein ich glaube nicht, dass man daraus berech
tigt ist, auf eine verschiedene affinitas chemica zu schliessen, da Laplaces Re
sultat sich auf seine Saturnstheorie gründet, die nach einer Methode entwickelt
ist, deren Zulänglichkeit bezweifelt werden kann. Meine Bestimmung der
Jupitersmasse wünsche ich übrigens noch nicht bekannt zu sehen. Jede neu
hinzugekommene Pallasopposition wird die Genauigkeit vergrössern. Freilich
ungeheure Arbeit, da die Rechnung in 14 Tagen für Eine Opposition sich
nicht machen lässt. Sehr neugierig bin ich darauf, was für Resultate Juno
demnächst geben wird
Gauss an Olbers, Göttingen, 15. Februar 1817.
Auch habe ich angefangen, für die Pallasstörungen eine Hülfs-
tafel zu berechnen, eine Arbeit von ca. T Million Ziffern, und die ich ohne
die thätige Beihülfe einiger jungen Leute, besonders des Hrn. Westphal, gar-
nicht hätte unternehmen können. Mehr als die Hälfte ist schon fertig. Wenn
die Tafel ganz vollendet ist, werde ich noch einmal alle Oppositionen auf das
sorgfältigste berechnen und dabei auch die Beobachtungen von 1802, die bis
her gar nicht mit angewandt waren, zuziehen. Die Anwendung der Wahr
scheinlichkeitstheorie gibt meiner Bestimmung der 2J_-Masse schon jetzt die
selbe Zuverlässigkeit, welche die BouvARnsche nach Laplaces Rechnung hat.
Die letzte Opposition ist dabei noch nicht einmal zugezogen, sie wird den
Werth nur sehr wenig ändern, aber die Zuverlässigkeit bedeutend vergrössern.
Noch mehr wird die nächste T leisten. Suchen Sie doch auch die $ so bald
wie möglich auf.