Full text: [Geodäsie. Fortsetzung von Band 4] Bestimmung des Breitenunterschiedes zwischen den Sternwarten von Göttingen und Altona durch Beobachtungen am Ramsdenschen Zenithsector (9. Band)

ZUR HANNOVERSCHEN TRIANGULATION. 
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zontalwinkel habe ich alle mit einem 12-zölligen Theodolithen gemessen, der 
ein sehr vortreffliches Instrument ist. Mit dem Zenithsector habe ich im 
vorigen Winter nur wenige Messungen gleichsam zur Probe gemacht; optische 
Kraft und Bequemlichkeit des Gebrauchs stehen dem REicHENBACHschen Meri 
diankreis sehr nach. 
Meine Gradmessung als solche kann eigentlich für sich allein kein sehr 
wichtiges Resultat liefern; ich weiss aber nicht, wann die Vollendung der 
ScHUMACHERschen zu hoflen ist. So viel ich weiss, hat er seine Dreiecke erst 
etwa ein Drittel der ganzen Länge geführt, auch die Zenithsector-Messungen 
in Skagen sind bloss von seinem Gehülfen Caroc gemacht. Die genaue 
Länge seiner Basis (circa 6000 Meter) kenne ich noch nicht; erst in diesem 
Herbst wollte er sie mit Hamburg verbinden, in seinem letzten Briefe er 
wähnt er aber gar nichts davon. Ich könnte nun zwar selbst eine Basis 
messen und die Linie von Breithorn bis Scharnhorst scheint in ihrer ganzen 
Länge (11220 Meter) keine unübersteigliche Hindernisse darzubieten. Allein 
auch abgesehen von den grossen Kosten gestehe ich, mich vor einer so höchst 
langweiligen Arbeit zu scheuen. Meinen trigonometrischen Messungen habe 
ich immer eine interessante Seite abgewinnen können, da ihre tägliche Re- 
duction immer einige Unterhaltung gab*). Ich schnitt überdies auch alle sicht 
baren Objecte bei Gelegenheit, um mich für die Landesgeographie nützlich zu 
beweisen, und ich muss sagen, dass ich dieses Geschäft mit seinen täglichen 
Ausgleichungen so lieb gewann, dass das Bemerken, Ausmitteln und Berechnen 
eines neuen Kirchthurms wohl ebenso viel Vergnügen machte, wie das Beob 
achten eines neuen Gestirns. (Vor Gott ist’s am Ende auch wohl einerlei, 
ob wir die Lage eines Kirchthurms auf einen Euss oder die eines Sterns auf 
eine Secunde bestimmt haben.) Allein bei einer Basismessung, sobald sie ein 
mal im Gange ist, sehe ich für den Verstand auch gar nichts, was ihn reizen 
oder unterhalten könnte, und man muss sich bei einer vielleicht zwei Monate 
dauernden angestrengten täglichen Arbeit lediglich mit dem Gedanken auf- 
*) Meine Beobachtungsmanier war, immer zu messen, was sich eben gut messen Hess, ohne Rücksicht, 
ob es ein unmittelbarer Dreieckswinkel war. An manchen Stationen nahm ich einige Hülfspunkte, um auch 
dann nicht müssig zu sein, wenn nur Ein Heliotrop leuchtete. Die Franzosen haben, wie ich sehe, etwas 
ähnliches in Spanien gethan, aber die Messungen ganz unrichtig ausgeglichen.
	        
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