Full text: [Geodäsie. Fortsetzung von Band 4] Bestimmung des Breitenunterschiedes zwischen den Sternwarten von Göttingen und Altona durch Beobachtungen am Ramsdenschen Zenithsector (9. Band)

378 
BRIEFWECHSEL MIT OLBERS. 
herauskommt. Die beiden von mir 1825 und 1826 übergebenen Abhand 
lungen über die biquadratischen Reste und Suppl. theor, combin. observ. sind 
noch nicht zu drucken angefangen. Jene Abhandlung enthält zur unmittel 
baren Benutzung in meinem künftigen Werk über die Messung eigentlich 
nur ein paar Sätze, nemlich 1) was zur Berechnung des Excesses der Summe 
der 3 Winkel über 180° in einem Dreiecke auf einer nicht sphärischen 
Fläche, wo die Seiten kürzeste Linien sind, erforderlich ist, 2) wie in diesem 
Fall der Excess auf die drei Winkel ungleich vertheilt werden muss, damit 
die Sinus den Seiten gegenüber proportional werden. In praktischer Rück 
sicht ist dies zwar ganz unwichtig, weil in der That bei den grössten Drei 
ecken, die sich auf der Erde messen lassen, diese Ungleichheit in der Ver 
th eilung unmerklich wird; aber die Würde der Wissenschaft erfordert doch, 
dass man die Natur dieser Ungleichheit klar begreife. Und so kann man 
allerdings hier, wie öfters, ausrufen: Tantae molis erat! um dahin zu gelangen. — 
Wichtiger aber als die Auflösung dieser 2 Aufgaben ist es, dass die Abhand 
lung mehrere allgemeine Principien begründet, aus denen künftig, in einer 
speciellern Untersuchung, die Auflösung von einer Menge wichtiger Aufgaben 
abgeleitet werden kann. 
Ich komme noch einmal auf den im Anfänge dieses Briefes erwähnten 
Gegenstand zurück. Ich habe bei allen meinen Hülfstafeln und Rechnungen 
Walbecks Abplattung zum Grunde gelegt; aber ich glaube, dass die 
sämmtlichen bisherigen Gradmessungen, wenn man ihre Data vollständig 
aufnähme, zeigen würden, dass die SABiNESche Abplattung sich beinahe 
ebenso gut damit würde vereinigen lassen, und es scheint mir, dass alle bis 
her vorhandenen Gradmessungen noch viel zu kleine Ausdehnung haben, um 
die Abplattung in engere Grenzen einzuschliessen. Was gewiss ist, ist, dass 
die Erde ein unregelmässiger Körper ist; die Polhöhen der Örter (ganz ab- 
strahirt von Beobachtungsfehlern) schwanken immer mehrere Secunden (viel 
leicht hie und da ziemlich viele Secunden) um die Werthe, die man unter 
Voraussetzung irgend eines regelmässigen Ellipsoids berechnet, und ebenso 
schwanken die wirklichen Pendellängen um die berechneten (das mittlere 
Schwanken der Pendellängen vielleicht T V englische Linie). Aber eben des 
halb können Gradmessungen von kleiner Ausdehnung wenig zur Kenntniss der 
mittlern Gestalt der Erde beitragen, namentlich halte ich den lappländischen
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.