Full text: [Geodäsie. Fortsetzung von Band 4] Bestimmung des Breitenunterschiedes zwischen den Sternwarten von Göttingen und Altona durch Beobachtungen am Ramsdenschen Zenithsector (9. Band)

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BRIEFWECHSEL MIT GERLING. 
2) Ist der zweite Punkt Heliotroplicht und nicht die allergrösste Hoffnung, 
dass er nicht versagen wird, so lese ich öfters ab als gewöhnlich. Wo diese 
Furcht nur äusserst gering war, habe ich wohlzuweilen mehr als 10, d. i. 15, 
ja wohl 20 Messungen gemacht, ehe ich wieder ab las. Inzwischen setzt man 
dabei immer viel aufs Spiel. Ist viel Besorgniss des Versagens des zweiten 
Punktes, so lese ich wohl nach der dritten, ja nach der zweiten oder gar bei 
jeder Beobachtung ab. Dasselbe auch, wenn der erste Punkt etwas lange 
ausbleibt. 
3) Bin ich in einer Beobachtungsreihe begriffen, wo der erste Punkt 
geschnitten ist, so lasse ich gern, ehe ich die Alhidade löse, durch ein Hand 
fernrohr nachsehen, ob der zweite Punkt sichtbar ist; versagt er aber, nach 
dem schon gelöst ist und kommt nicht wieder, so ist deswegen doch die Mes 
sung nicht verloren; ich schneide dann im Nothfall einen dritten Punkt ein 
und bekomme so gemischte Winkel. Bei meinem diesmaligen Brockenbesuch 
ist indessen dieser Fall nur Einmal eingetreten, indem ich 2-mal (Ilefeld-Hohe- 
hagen) -f- 2-mal (Ilefeld-Hils) nahm. Solche gemischte Winkel werden im Sy 
stem ebenso gut und ganz pro rata benutzt wie reine. Im Jahr 1821 habe 
ich viele gemischte Winkel, später seltener. Ich habe daher auch an den 
meisten Stationen, ausser den Hauptrichtungen, Hülfsrichtungen; besonders im 
Jahre 1821, wo ich nur Einen Heliotrop hatte. Ich wähle zu Hülfsrichtungen 
gern spitze Thürme, nicht gar zu entfernt und wo möglich nicht gar zu arg 
ausser der Horizontalebene. Letztere Bedingung war freilich auf dem Brocken 
nicht zu erreichen. Huyseburg liegt 1°37', Hüttenrode 1°54' und eine Stange 
auf dem Wurmberg, die ich 1821 aufpfianzen und 1823 erneuern liess (ob 
wohl an einem etwas andern Platz), 2° 13' unter dem Horizont. 
Gauss an Gerling. Göttingen, 19. Julius 1827. 
Obgleich ich bei meinen astronomischen Operationen nicht in 
dem Maasse, wie ich gewünscht hatte, vom Wetter begünstigt bin, so glaube 
ich doch die Amplitudo des Bogens zwischen den Sternwarten von Göttingen 
und Altona bis auf einen sehr kleinen Bruch einer Secunde festgestellt zu 
haben; ich habe eine sehr grosse Menge von Sternen genommen und zu 
sammen gegen 900 Beobachtungen gemacht. Es bleibt der Unterschied von
	        
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