Full text: [Geodäsie. Fortsetzung von Band 4] Bestimmung des Breitenunterschiedes zwischen den Sternwarten von Göttingen und Altona durch Beobachtungen am Ramsdenschen Zenithsector (9. Band)

ZUR HANNOVERSCHEN TRIANGULATION. 
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jenigen, welche sich unmittelbar auf den geodätischen Theil der Gradmessung 
beziehen. Zu den eigentlichen Winkelmessungen hatte ich bei Reichenbach 
(dessen Werkstatt sein ehemaliger Werkmeister Ertel gegenwärtig ganz über 
nommen hat) einen zwölfzölligen Theodolithen bestellt, dessen Vollendung und 
Ablieferung auf das Frühjahr 1821 zugesagt war. Einen kleinern Theodolithen 
von dem englischen Künstler Troughton hatte ich durch die gefällige Be 
sorgung des Professors Schumacher bereits in Händen. 
Eine besondere Vorsorge erforderten die Hülfsmittel, die Dreieckspunkte 
in sehr grossen Entfernungen sichtbar zu machen. Da es meine Absicht und 
von grösster Wichtigkeit war, die Dreiecke so gross wie möglich zu wählen, 
so blieb bei der Beschaffenheit des Landstriches, durch welches sie zu führen 
sind, keine Hoffnung, dass viele Kirchthürme als Dreieckspunkte würden be 
nutzt werden können. Besonders gebaute Signalthürme sind bisher das in 
solchen Fällen am meisten angewandte Mittel gewesen: indessen kommen in 
der Ausübung nicht selten Fälle vor, wo auch dieses Mittel unzureichend 
wird, indem solche Signalthürme (ebenso wie die Kirchthürme) in grossen 
Entfernungen, da, wo sie nicht gegen den Himmel, und besonders da, wo sie 
sich gegen nahen dunkelfarbigen Hintergrund projiciren, immer sehr schwer 
zu sehen, und noch viel schwerer zu beobachten sind*). Andere Beobachter 
haben aus diesen und andern Gründen häufig (einige ausschliesslich) die 
Winkelbeobachtungen bei Nacht angestellt, indem sie die entfernten Dreiecks 
punkte durch grosse AuGANnsche Lampen mit sehr genau parabolischen Rever- 
beres sichtbar machen Hessen. Freilich haben diese nächtlichen Beobachtungen 
wieder andere grosse Schwierigkeiten und Inconvenienzen, und besonders bei 
sehr grossen Dreiecken muss gewöhnlich eine gelungene Beobachtung erst mit 
vielen vergeblichen Versuchen gleichsam erkauft werden Wenn ich 
daher gleich nicht geneigt war, mich dieser Beobachtungsart ausschliesslich 
zu bedienen, zumal da meine physischen Kräfte den Beschwerden eines be 
ständigen nächtlichen Aufenthalts auf meistens hohen und schwer zugänglichen 
Bergen schwerlich gewachsen gewesen sein würden, so musste ich mich doch, 
*) Meine eigene Erfahrung im vorigen Sommer hat dies vielfach bestätigt. So habe ich z. B. während 
meines ganzen mehr als vierwöchentlichen Aufenthalts auf dem Brocken den auf dem Hils erbauten 
Meilen entfernten Signalthurm nur ein- oder zweimal auf wenige Minuten, die Kirchthürme des 12 Meilen 
entfernten Hannover auch nicht ein einziges Mal sehen können, ungeachtet die Richtung genau bekannt war. 
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