Full text: [Geodäsie. Fortsetzung von Band 4] Bestimmung des Breitenunterschiedes zwischen den Sternwarten von Göttingen und Altona durch Beobachtungen am Ramsdenschen Zenithsector (9. Band)

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BEMERKUNGEN. 
Noch immer aber erfolgte keine Entscheidung über die Ausführung einer hannoverschen Triangulation. 
In einem Briefe an Schumacher vom 25. November 1818 sagt Gauss: 
»Den Bericht über meine Reise [nach Lüneburg] habe ich bereits vor längerer Zeit nach Hannover 
abgeschickt, darin auch die Nothwendigkeit einer zeitigen Bestellung eines grossem Theodolithen vorge 
stellt, bisher aber noch keine Antwort erhalten. Mehr urgiren kann ich und mag ich nicht, denn über 
haupt kann ich nur dann ein Geschäft, was mir Freude macht, erwarten, wenn man gern darauf entrirt. 
Im entgegengesetzten Falle, und wenn allerlei beengende Rücksichten stattfinden müssten, würde ich keine 
Freude daran haben. Ich werde also den Erfolg ruhig abwarten.« 
Schumacher benutzte nun den Aufenthalt in England im April 1819, von wo er den bei der engli 
schen Triangulation benutzten RAMSDENSchen Zenithsector, der ihm zu seinen astronomischen Messungen ge 
liehen war, abholen wollte, um in London maassgebende Persönlichkeiten, wie Sir Joseph Banks, für die 
hannoversche Gradmessung zu gewinnen. Er veranlasste weiter den dänischen Gesandten, bei dem Grafen 
Münster, dem Minister für die hannoverschen Angelegenheiten in London, in dieser Sache Schritte zu thun. 
Auf Schumachers Anregung richtete darauf Gauss zwei Berichte an den Grafen Münster und an v. Arns- 
waldt. Beide sind abgedruckt in Band IV, der erstere S. 482/483, der letztere S. 484/48 5. Der Vermittelung 
Schumachers, der von neuem im Juni 1819 bei v. Arnswaldt in Hannover vorstellig wurde, war es ferner 
zu danken, dass Gauss Ende Juni und Anfangs Juli 1819 an den Beobachtungen mit dem Zenithsector in 
Lauenburg theilnehmen konnte. Im folgenden Jahr wünschte Gauss der Grundlinienmessung in Holstein bei 
zuwohnen ; am 18. Januar 1820 schrieb er an Schumacher; »Grosse Freude würde es mir machen, wenn 
es möglich zu machen wäre, dass ich in diesem Jahre nochmals einige Wochen in Ihrer Gesellschaft und 
bei Ihren Arbeiten zubringen könnte. Allein theils würde es dabei auf die Zeit ankommen, wann Sie sich 
wieder in jenen Gegenden befinden werden, theils gestehe ich, dass ich das Gefühl einer Besorgniss habe, 
mich lästig zu machen, wenn ich zum dritten Male in Hannover auf eine Reise antrage, die nur in einiger 
Verbindung mit einer möglichen, aber vielleicht noch weit entfernten Operation in unserm Königreiche 
zu stehen scheinen muss.« .... In demselben Briefe heisst es weiter in Bezug darauf, dass Gauss von 
Schumacher um eine Besprechung der dänischen Gradmessung gebeten war: 
»Theilen Sie mir gefälligst die (wenn auch nur erst provisorischen) Resultate der Sector-Beobach- 
tungen mit, die Sie im Januar und Februar dieses Jahres in Copenhagen machen, und zwar hauptsächlich 
von solchen, zu denen ich hier noch correspondirende machen kann, entweder mit dem RElCHENBACHschen 
Kreise, oder wenn sich die Ankunft der neuen Hemmungsarme noch bis in den Februar hinein, wider Er 
warten, verzögern sollte, vorerst mit dem REPSOLDschen. Ich werde dann diese Resultate in unsern Ge 
lehrten Anzeigen bekannt machen und dabei Gelegenheit nehmen, eine Nachricht von Ihrer Gradmessung 
überhaupt, in dem Sinn wie es sich gebührt, zu geben, wozu ich aber aus dem obigen Grunde Sie ersuchen 
muss, mir eine concentrirte Andeutung der Hauptmomente zu schicken, um so mehr, da es auch sein könnte, 
dass Sie dieses oder jenes Umstandes für jetzt noch nicht erwähnt wünschten. Auf ein paar Wochen früher 
oder später wird es ja wohl nicht dabei ankommen. Dass das ganze auf eine möglichst ungesuchte 
Art hervortrete, ist auch m i r deshalb wichtig, weil ich um alles nicht den Schein haben möchte, als wollte 
ich dadurch verblümterWeise unserm Gouvernement die Sache wieder in Erinnerung bringen. Denn so sehr 
ich bereitwillig bin, die Fortsetzung der Dreiecke bis Göttingen etc. auszuführen, wenn dazu die nöthigen 
Mittel auf eine angemessene Art gegeben werden, so ist dies doch durchaus nicht mein eigenes, sondern 
nur das wissenschaftliche Interesse. Persönlich sehe ich es vielmehr als ein Opfer an, was ich jedoch unter 
obiger Voraussetzung recht gern bringe.« 
Auf Schumachers Betreiben erhielt das dänische Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten von 
seinem Könige den Auftrag, von der hannoverschen Regierung Gauss’ Gegenwart bei der Braaker Basis-
	        
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