Full text: [Geodäsie. Fortsetzung von Band 4] Bestimmung des Breitenunterschiedes zwischen den Sternwarten von Göttingen und Altona durch Beobachtungen am Ramsdenschen Zenithsector (9. Band)

ZUR HANNOVERSCHEN TRIANGULATION. 
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messung zu erbitten. Über die Theilnahme an derselben (siehe auch Band IV, S. 48 0/487), die einschliesslich 
der Reise vom 12. September bis 2 5. October 1820 währte, ist ein Bericht vom i. November 1820 an das 
Cabinetsministerium vorhanden, in dem es heisst; 
»Während meines Aufenthalts in Holstein habe ich gemeinschaftlich mit dem Professor Schumacher 
die verabredeten Beobachtungen, Messungen und Versuche angestellt, dann ferner einem Theile der Basis 
messung beigewohnt, endlich auch alle auf die diesseitige Fortsetzung der Gradmessung Bezug habenden 
Verabredungen und Vorkehrungen getroffen Der von Repsold in Hamburg angefertigte Apparat zu 
dieser Basismessung übertrifft an Genauigkeit, Solidität und Zweckmässigkeit alle andern bei ähnlichen 
Gelegenheiten gebrauchten.« 
Am 9. Mai 1820 erging endlich die Cabinetsordre Georgs IV., Königs von Grossbritannien etc. und 
Hannover an das Ministerium, die Gauss mit »der Fortsetzung der dänischen Gradmessung« durch Han 
nover betraute (vergl. S. 3 4 7); die Mittheilung des Ministeriums darüber an Gauss erfolgte unterm 30. Juni 
1820 (vergl. S. 418). Die Messungen für die Gradmessung wurden von Gauss während der Jahre 1821, 1822 
und 1823 ausgeführt. 
Der dänisch - hannoversche Meridianbogen war nach Süden zu einer grossen Ausdehnung fähig ; er 
konnte bis zur Insel Elba fortgeführt werden und sich über etwa 16° erstrecken (vergl. S. 40 2). Durch die 
Punkte Brocken und Inselsberg hing die hannoversche Gradmessung mit den Dreiecken des preussischen 
Generalstabes zusammen, an die Seite Hohehagen - Inselsberg grenzten die kurhessischen Dreiecke, deren 
Messung 1822 Gerling übertragen worden war. Südlich davon in Hessen-Darmstadt, Württemberg, Bayern 
und Österreich waren die geodätischen Operationen theils im Gange, theils in Aussicht genommen. Ge 
trennt von diesem Dreieckssystem war der grosse englisch-französische Bogen im Meridian von Paris vor 
handen, der weiter an der Ostküste Spaniens bis zur Insel Fermentera ging (vergl. S. 419). Im Norden 
schlossen sich an den französischen Bogen die 1801 —1811 vom Generallieutenant von Krayenhoff in 
Belgien , den Niederlanden, Ostfriesland und Oldenburg gemessenen Dreiecke (Précis historique des opéra 
tions géodésiques et astronomiques, faites en Hollande etc. Da Haye 1815). Das KRAYENHOFFSche Drei 
ecksnetz hing nun zwar in seinem südöstlichen Theile zwischen Nederweert und Nimwegen mit dem Tran- 
CHOTSchen und dieses in der Seite Nürburg - Fleckert mit der MÜFFLINGSchen Dreieckskette »von Berlin 
nach dem Rhein« zusammen, doch war über die letztem beiden nichts veröffentlicht (vergl. S. 3 66) und ist 
auch später nichts veröffentlicht worden; zudem sollten die TRANCHOTschen Dreiecke nur als Unterlage für 
eine Karte dienen. Die so hergestellte Querverbindung der beiden grossen Dreieckssysteme konnte daher 
nicht als genügend angesehen werden. In einem Promemoria an den Bremer Senat, das von diesem an die 
hannoversche Regierung weiter gegeben wurde, schlug nun Olbers gegen Ende des Jahrs 1823, wohl im 
Einverständniss mit Gauss, vor, den dänisch-hannoverschen Bogen, von den Seiten Hamburg-Wilsede und 
Wilsede-Falkenberg aus über Bremen und Oldenburg mit der KRAYENHOFFSchen Seite Varel-Jever und da 
durch mit der englisch-französischen Gradmessung zu verbinden. In längerer Ausführung vom 7. Januar 182 4, 
die ebenso wie das Promemoria von Olbers im Gauss-Archiv vorhanden ist, erklärte Gauss seine Zustimmung 
zu der Fortsetzung der Gradmessung nach Jever, deren Ausführung dann durch ein Rescript des Grafen 
MÜNSTER vom 15. Februar 1824 angeordnet und am 8. März desselben Jahres durch das Cabinetsmini 
sterium ihm übertragen wurde (vergl. S. 419). Man hätte den Anschluss auch südlicher an die KRAYENHOFF 
Sche Seite Bentheim-Kirchhesepe ausführen können ; aber obgleich der nördlichere Weg, zwar kürzer als der 
südlichere, grössere Terrainschwierigkeiten als dieser bot, zog Gauss dennoch den nördlichem vor, weil sich 
auf demselben die Dreiecke mit der Nordsee in Verbindung bringen Hessen, und dadurch die relativen 
Höhen seiner Dreieckspunkte in absolute über der Meeresfiäche verwandelt werden konnten (vergl. 
S. 419). Als weitere Begründung einer Fortsetzung der Gradmessung nach Varel-Jever gibt Gauss in dem
	        
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