59*
BRIEFWECHSEL. HELIOTROP.
467
BRIEFWECHSEL.
Gauss an Olbers. Göttingen, 1. Julius 1821.
Es lag mir inzwischen daran, vorerst nur über die Strahlkraft
der Spiegel selbst einige Erfahrungen zu erhalten. Ich habe erst mancherlei
versucht. Ich befestigte einen Spiegel am Deckel des Fernrohrs eines Theo-
dolithen und suchte durch im voraus mühsam berechnete Azimuthe und Höhen
dem Spiegel die richtige Lage zu geben, um das Licht nach einer bestimmten
Richtung zu werfen. Dies misslang aber gänzlich. Der Deckel, etwas hart
gehend, konnte nicht mit Sicherheit immer wieder in dieselbe Lage gebracht
werden, sondern es blieben darin Differenzen von 20', die dies Verfahren ganz
unbrauchbar machten, wenn nicht der Spiegel auf eine solidere Art am Fern
rohr befestigt wurde, so dass dieses offen blieb. Inzwischen brachte mich der
Verdruss über die verlorne Mühe auf eine andere Idee, die vollkommen ge
lungen ist. Der blosse Spiegelsextant auf einem guten Stativ leistet schon
das Verlangte, obwohl nicht so vollkommen wie ein eigentlicher Sonnen
spiegel. Ist der Winkel, den die Gesichtslinie (die, wenn sie nicht schon
vorhanden, erst durch einen Faden oder ein Fadenkreuz dargestellt werden
muss) mit dem kleinen Spiegel macht, = 90°—a, und ist Sonnenbild und Ob
ject, wohin das Licht zu werfen, auf gewöhnliche Art zur Berührung gebracht,
als wollte man den Winkel messen — gleichviel ob ersteres oder letzteres
direct gesehen —, so braucht man nur bei unverrückter Ebene die Alhidade
um a (oder nominell 2 a) vorzurücken und hat seinen Zweck erreicht. Man
kann bei einiger Übung die Stellung leicht so machen, dass jene Coincidenz