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BRIEFWECHSEL.
Gauss an Schumacher. Göttingen, 11. Julius 1821.
Vielleicht könnte eine Nachricht über mein neues Instrument,
dem ich den Namen Heliotrop beilegen möchte, die Eröffnung[*)] machen:
ich hoffe, dass diese Manier zu beobachten für die höhere Geodäsie von der
grössten Wichtigkeit werden kann. Auf kurze Distanzen (bis 2 Meilen) können
Sie sich keinen schönem Zielpunkt denken, als reflectirtes Licht von einer
hellen Wolke; reflectirtes Sonnenlicht, hoffe ich, soll in den allergrössten
Entfernungen das schönste Ziel darbieten
Gauss an Schumacher. Göttingen, 8. November 1821.
Den Artikel über den Heliotrop in den Göttingischen gelehrten
Anzeigen hat Zach in seinem Journal [**)] übersetzt ; es sind aber in der Über
setzung mehrere Unrichtigkeiten. Von den beiden neuen Heliotropen ist der
eine jetzt fertig; er thut eine prachtvolle Wirkung, nur macht es uns grosse
Schwierigkeit, gute Spiegel zu bekommen; die bisherigen sind äusserst schlecht,
was zwar der Wirkung an sich wenig oder gar keinen Eintrag thut, aber die
Berichtigung sehr erschwert. Gestern machte ich einen Versuch mit Mond
licht; in einer freilich nur kleinen Entfernung von etwa 2 50 Meter machte es
einen überaus schönen Effect, das Licht dem der Venus (bei Nacht, wenn
sie hoch steht) zwar ähnlich, aber vielfach brillanter. Das Telegraphiren
habe ich ziemlich ausgebildet, ich kann allenfalls einige Tausend verschiedene
Zeichen geben
Gauss an Schumacher. Steinkrug am Deister, 10. Julius 1822.
Ich habe dieses Jahr 3 wirkliche Heliotrope und noch einen
andern Heliotropapparat in Thätigkeit; zwei von jenen spielen immer in der
Lerne. Es ist eine Pracht (a luxury), in schönen Abendstunden Winkel zwischen
zwei Heliotroplichtern zu messen, und die Harmonie der Resultate ist dann
oft ganz zum Bewundern
[*) Schumacher hatte um einen Beitrag für die Astronomischen Nachrichten gebeten.]
[**) Correspondance astronomique, géographique, etc. du Baron DE ZACH. V. Band. 1821, S. 374/382.]