Full text: [Geodäsie. Fortsetzung von Band 4] Bestimmung des Breitenunterschiedes zwischen den Sternwarten von Göttingen und Altona durch Beobachtungen am Ramsdenschen Zenithsector (9. Band)

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BRIEFWECHSEL. 
[Über Messungsfehler.] 
Gauss an Gebers. Gnarrenburg, Julius 1825. 
Ich sehe nicht ohne Missmuth auf meine 5-jährigen Messungen 
zurück; ich sehe mich, gegen das Ende derselben, ungefähr in einer solchen 
Lage und in solchen Gefühlen, wie sie wohl viele, vielleicht die meisten 
Menschen in Beziehung auf das Erdenleben, wenn sie sich dessen Schluss 
nähern, haben mögen, mit dem Gefühl, dass, wenn mit den eingesammelten 
und erst spät zur Reife und Klarheit gekommenen Erfahrungen, mit frischer 
Kraft und mit der erlernten Würdigung so mancher Dinge von vorn her 
hätte angefangen werden können, viel mehr Zufriedenheit stattgefunden haben 
könnte. Was die Messungen betrifft, so halte ich mich jetzt überzeugt: 
1) dass der so wie der meinige gebaute Theodolith alle Winkel zu klein 
gibt und zwar im Durchschnitt um eine freilich nur sehr kleine, aber bei der 
sonstigen Trefflichkeit des Instruments, wenn man nur unter günstigen 
Umständen beobachtet, doch sehr scharf anzugebende Grösse — von der 
Grösse der Winkel fast unabhängig; es scheint fast, dass das erste Drehen 
sie hauptsächlich hervorbringt, wo der Zapfen doch immer in gewissem Grade 
gleichsam festgesogen war —, die freilich mit dem Abnutzen des Instruments 
grösser werden mag. Meine Jeverschen Messungen, die recht ex professo an 
gelegt waren, diese Grösse mit zu bestimmen, geben sie 0','4, und ich glaube 
nicht, dass sie um 0"l unrichtig ist. Leider bieten meine frühem Messungen 
keine so nachdrückliche Bestimmungsmittel dar, da ich, obgleich von Anfang 
an schon das Dasein dieser Fehlerquelle vermuthend, doch glaubte, sie sei zu 
klein, um nicht als = 0 betrachtet werden zu müssen. Hätte ich anstatt 
einer Gradmessung eine Landesvermessung und damit häufiger Gelegenheit zu 
einem Gyrus horizontis gehabt, so wäre ich ohne Zweifel früher von dieser 
Ansicht zurück gekommen. Ich werde künftigen Winter die Grösse für jedes 
Jahr, so gut es angeht, zu bestimmen suchen. Ich halte mich jetzt überzeugt, 
dass erstens bei steter Berücksichtigung dieser Grösse, zweitens beim Enthalten 
von allen Messen, wenn die Umstände nicht günstig sind, und drittens bei 
Beachtung der beiden andern noch zu erwähnenden Umstände, die Messungen 
auf Heliotroplicht eine fast unglaubliche Feinheit erhalten können, von der ich
	        
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