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[ZUR ENTSTEHUNGSGESCHICHTE DER DISQUI
SITIONES ARITHMETICAE.]
Gauss an y. Zimmermann.
Hochwohlgeborner Herr
Verehrenswürdigster Herr Hofrath.
Jeder neue Beweis wie sehr Ew. Hochwohlgeb. jede Gelegenheit ergreifen
mir nützlich zu sein vermehrt meine Bewunderung und Verehrung Ihrer Güte
und bestärkt mich in dem Bestreben mich ihrer würdig zu machen welches
ich so viele Ursache habe meine heiligste Pflicht sein zu lassen.
Ich fühle es ganz wie schmeichelhaft mir die Ehre ist wozu Ew. Hoch-
wohlg. mir Hoffnung machen. Gott gebe dem edeln Fürsten ein langes Leben
und was können sich nicht die Wissenschaften von ihm versprechen, da er
schon eine nur wenige interessirende Arbeit seiner Begünstigung nicht un-
werth hält; wie sehr wünschte ich eine gemeinnützigere oder glänzendere
geben zu können.
Ich lege hier, Ew. Hochwohlg. Verlangen gemäss einen etwas ausführ
lichen Plan derselben bei; Sie werden daraus sehen dass der Hauptzweck bloss
sein kann den Verstand zu üben und neues Licht über Gegenstände zu ver
breiten, die die grössten Geometer unsrer Zeit ihrer eifrigsten Untersuchungen
gewürdigt haben. Mir scheint Eulers Ausspruch nicht Unrecht zu haben
»Semper cuiusquam problematis, quod a summis ingeniis frustra est tentatum,
solutio maximi est momenti«. Und eben dieser grosse Mann hat an mehrern
Orten geurtheilt dass Untersuchungen dieser Art zur Übung des Scharfsinns
noch dienlicher sind als selbst die Geometrie.