GAUSS AN GRASSMANN.
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dies nur eine partielle und entferntere Ähnlichkeit in der Tendenz zu sein;
und ich sehe wohl, dass um den eigentlichen Kern Ihres Werks herauszu-
iinden, es nöthig sein wird, sich erst mit Ihren eigenthümlichen Terminologien
zu familiarisiren. Da aber dazu, bei mir, nothwendig eine von andern Be
schäftigungen freiere Zeit erforderlich sein wird, so darf ich jetzt nicht länger
anstehen, Ihnen meinen ergebensten Dank für die gefällige Übersendung Ihres
Werks auszusprechen, dem ich die Versicherung der besonderen Hochachtung
beifüge, mit welcher ich beharre
Euer Wohlgeboren
ergebenster Diener
Göttingen, 14. December 1844. C. F. Gauss.
BEMERKUNGEN ZU DEN ABSCHNITTEN V, VI, VII UND ZUM BRIEFWECHSEL.
Die Abschnitte [V.] und [VI.], S. 400—419.
Im Nachlaß von Gauss finden sich fünf verschiedene Fassungen für den Anfang einer Abhandlung
»Corneryenz der Reihen, in welche die periodischen Functionen einer veränderlichen Grösse entwickelt werden«.
Die vier altern Fassungen haben das gemeinsam, daß sie mit der Erörterung des Begriffs der »Kon
vergenz einer Reihe« beginnen und über diese Erörterung auch nicht wesentlich hinauskommen*).
Wir haben im Abschnitt [V.] die beiden ersten Artikel des vierten und ausführlichsten dieser altern Ent
würfe wiedergegeben; in der Handschrift folgen noch zwei Artikel, die Erörterungen über die Einteilung
der Funktionen in explizite und implizite enthalten. Der Abdruck dieser beiden Artikel 3. und 4. erschien
zwecklos. Dagegen haben wir die am Schluß des art. 1., oben S. 4 0 3, erwähnte Erweiterung, die sich auf
einem einzelnen Blatte gefunden hat, als Anhang abgedruckt. Man wird in den Erörterungen dieses
art. 1. und des Anhangs die Anfänge der Betrachtungen wiedererkennen, die Paul du Bois-Reymond als
Infinitärkalkül bezeichnet hat**). Bei der Einführung der iterierten Logarithmen neben der Potenz,
wodurch eine »nähere Anschmiegung erreicht werden kann« (oben S. 4 0 3), im Anhang, hätte Gauss auf
Abel***) verweisen können, falls er auch diese Untersuchungen nach 1831 angestellt haben sollte, was
für die artt. 1. und 2. durch die Erwähnung der Anzeige von 1831 im art. 2., oben S. 405, feststeht. Während
bei Gauss nur die einfache Exponentialgröße e an auftritt, hat P. du Bois-Reymond a. a. O. seine Skalen
noch durch iterierte Exponentialfunktionen erweitert. Wir bemerken auch, daß P. DU Bois-Reymond aus
drücklich auf die Wichtigkeit des Infinitärkalküls für die Theorie der FouRlERSchen Reihen hinweist; es
*) Der erste Entwurf enthält 3 Quartseiten, der zweite 3 Oktavseiten, der dritte 6 Quartseiten, der
vierte 13 Quartseiten.
**) Siehe Annali di Matematica, 2. Serie 4, 1870, S. 3 39; Grelles Journal für Mathematik 74, 1872,
S. 294; Mathem. Annalen 8, 1876, S. 363; 11, 1877, S. 149; vergl. auch A. Pringsheim, Mathem. Annalen
35, 1890, S. 3 02 und Vorlesungen über Zahlen- und Funktionenlehre I, i, 1916, S. 224 ff.
***) Grelles Journal für Mathematik 3, 1828, S. 79, Oeuvres de N. H. Abel, nouvelle édition, I, 1881,
S, 399.