Full text: Abhandlungen über Gauss wissenschaftliche Tätigkeit auf den Gebieten der Geodäsie, Physik und Astronomie (11. Bandes, 2. Abteilung)

90 
A. GALLE, ÜBER DIE GEODÄTISCHEN ARBEITEN VON GAUSS. 
Beobachtungen in Altona teilte Schumacher auch die Breite von Lauenburg 
mit, die er aus Beobachtungen am TROUGHTONschen (?) Sektor erhalten hatte. 
Auch hatte Nehus die Wintermonate benutzt, um mit der Sonne Azimutbe 
stimmungen dort zu machen. Gauss konnte daraus einen Azimutunterschied 
gegen den geodätischen Wert von 2"4 berechnen. 
41. Beschäftigung mit Krayenhoffs und anderen Triangulationen. Im Winter 
1823/24 beschäftigte sich Gauss, obgleich er noch keine Entscheidung seiner 
Regierung über die Fortsetzung der Messungen nach Westen in Händen hatte, 
eingehend mit den KRAYENHOFFSchen Dreiecken, die er zu seinem Bedauern 
lange nicht so genau fand, wie er angenommen hatte * 1 ). Er hatte sich sodann 
blos örtliche Störungen annehmen wollte. Meinen Sie aber mit Ihrer Frage, wie man die Polhöhe anderer 
Punkte, d. i. solcher, wo keine astronomischen Beobachtungen gemacht sind, ansetzen solle, so ist die Ant 
wort leicht: Es fehlt uns dann durchaus an den nötigen Datis dazu, und wir können 
nichts weiter tun als eine schickliche Interpolation anwenden. Eigentlich aber inter 
essiert die genaue astronomische Polhöhe keinen Menschen, als den Astronomen, der wieder an einem 
solchen Orte Observationen von adäquater Feinheit anstellen will oder angestellt hat. Für jeden bloss 
menschlichen Gebrauch, wo die grösste Genauigkeit erfordert wird, d. i. eine grössere als die astronomischen 
Anomalien komportieren, soll man die geodätische wahre Lage der Orter gegen einander anwenden». G.-Sch. 
Nr. 19 7. 
1) »Entweder muss Hu. Krayenhoff seine Ausgleichungen nicht gehörig gemacht haben, oder seine 
Winkelmessungen involvieren versteckter Weise viel grössere Fehler als man nach der Prüfung durch die 
drei Dreiecks- und die Gyruswinkel erwarten sollte, und im letzten Fall ist man berechtigt zu glauben, dass 
die angegebenen Beobachtungswinkel wenigstens parteiisch gewählt sind, um diese Schliessungen der ein 
zelnen Dreiecke und Tours d’horizon zu erzwingen. Wahrlich, es ist bei geodätischen Beobachtungen noch 
viel notwendiger, dass uns die Originalmessungen vorgelegt werden, als bei astronomischen, wo so leicht 
manche Bände voll Beobachtungen gedruckt werden, aus deren Spreu man nie ein Weizenkorn benutzen 
wird« (G.-Sch. Nr. 19 2). 
»Selbst Krayenhoffs Messungen sind mir noch nicht detailliert genug bekannt gemacht. Das 
Tableau von p. 8 5 bis 86 sollte umständlicher sein und sollte alle Beobachtungen enthalten, denn es ist 
mir fast zur Gewissheit geworden, dass Krayenhoff ausgewählt hat, um guten Schluss der Winkel zu 
18 0° und 36 0° zu erhalten. Nach diesem Schluss sollte man die Messungen für viel genauer halten, 
als sie wirklich sind, denn um die Polygone in Übereinstimmung zu bringen, hat Krayenhoff viel 
grössere Änderungen anbringen müssen, zum Teil im nordöstlichen Teil ganz barbarische Änderungen. Ver 
gleichen Sie z. B. die beobachteten Winkel pg. 8 3 mit denen, die er in seinen Definitiv-Tableaus zu Grunde 
legt .... Freilich hat er im NW-Teil mit einem kleinen Kreise observiert, aber woher immer die guten 
Schlüsse der einzelnen Dreiecke und des Gyrus horizontis. Und solche Fehler sind doch auch an einem 
kleinen Kreise, den er noch dazu parfaitement exécuté nennt, nicht zu verzeihen ; und höchst befremdend 
ist die Parallaxe, worüber er pag. 17 klagt ; warum stellte er denn die Fäden nicht in den Brennpunkt, 
oder wenn keine Stellung der Fäden bei dem Instrument möglich war, warum Hess er denn keine Vor 
richtung dazu machen? Dies ist, deucht mir, ganz unverzeihlich. Im südlichen Teil scheinen zwar so grosse
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.