AUSDEHNUNG DER GRADMESSUNG NACH WESTEN.
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stände zu, dass die Hauptpunkte unter sich bei unveränderter Körperstellung
beobachtet wurden, bei den Nebenpunkten aber meistens die Vergleichung
nicht möglich war, ohne für beide Objekte verschiedene Sitzplätze zu nehmen.
Dies brachte höchst wahrscheinlich eine erhebliche Reaktion auf das Instru
ment hervor, wenn auf Türmen observiert wurde, so dass neben den schwan
kenden auch noch konstante Fehler entstanden. Ähnliches hatte er auch
schon auf dem Brocken, in Lüneburg und Hamburg bemerkt, ebenso wie
Caroc in Hohenborn die gleiche Erfahrung gemacht hatte. Auch in Zeven
fürchtete er ähnliche Einflüsse. Obgleich übrigens die Stationsausgleichungen
keine schlechtere Übereinstimmung zeigten als anderwärts 1 ), gab die Winkel
summe in dem Dreieck Zeven-Bremen-Brillit einen Fehler von mehr als 4".
Gauss glaubte, dass das harte Wegstreichen der Lichtstrahlen über zwischen
liegende Waldungen Lateral-Refraktionen hervorgebracht habe, die gewöhnlich
in einem Sinne wirkten, und hat aus diesem Grund dieselben Stationen 1825
noch einmal besucht (G.-G. 27. 1. 25).
ln Zeven empfing Gauss den gleichzeitigen Besuch von Olbers, Schu
macher und Repsold; er sah Olbers nie froher, als in den paar Tagen an
diesem freundlichen Orte (G.-B. Nr. 146). Am 5. September 1824 waren die
Messungen beendet. Da vom Bottel aus Zeven nicht erreicht werden konnte, trat
der von den vorigen Stationen bereits eingeschnittene Steinberg an seine Stelle.
Die Beobachtungen erstreckten sich vom 17. bis 24. September, dann ging
Gauss noch einen Tag (25. September) auf den Bottel, offenbar um die Ver
bindung mit dem Steinberg herzustellen, da er ja die überflüssig gewordenen
Beobachtungen in Brüttendorf, Bottel und Bullerberg nicht verwarf, sondern
in die Ausgleichung mit einbezog. Am darauf folgenden Tage begab sich
Gauss nach Apensen 1 2 ) eine Meile südwestlich von Buxtehude (wo er bei einem
Kaufmann Köster wohnte). Er war dort etwa 5,3 km von seinem Beobach
tungspunkte Litberg entfernt. Dort konnte man die Häuser von Altona er
blicken und umgekehrt konnte man vom Stadtkirchturm das Zelt auf dem
1) Werke IX, S. 263 ff. sind die Stationsausgleichungen für Zeven und Brillit abgedruckt,
2) »Wenn Ihr Gehilfe einen schlechteren aber näheren Aufenthalt einem etwas besseren aber ent
fernteren vorzieht, so liegt Sauensiek nur etwa 15 Minuten (zu gehen) vom Litberg. Ich selbst bin noch
nicht in Sauensiek gewesen, aber Müller hat da logiert, wie auch Klüver und Baumann. Ich weiss
nicht, ob der Name daher kommt, dass die Säue dort krank werden. Aber 2 Bierbrauereien sind da, die
auch mein Quartier mit ihrem Gebräu versehen« (G.-Sch. Nr. 221).