UNTERSUCHUNGEN ÜBER GEGENSTÄNDE DER HÖHEREN GEODÄSIE.
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Teil einer grossen Meridianmessung werden sollen. Die anderen Teile waren
nicht vollendet und die Anschlüsse waren nicht genügend. Die Grundlinien
Es steht hier immer voran die Bewegung der Alhidade und nachher die Bewegung des Kreises, -f- be
deutet immer von links nach rechts. Die obigen Bezeichnungen waren also
I 1
H 6
III 3.
Aber die Zeit hat nur diese drei bisher durchzumachen verstattet und III = 3 auch nur an Einem der
Winkel. Die übrige Zeit ist mit Versuchen an den alten Schrauben und mit allerlei andern Abänderungen
zugebracht. Letztere haben sich nicht alle bewährt. Namentlich habe ich Spannfedern an der untern und
obern Stellschraube anbringen lassen, um den toten Gang aufzuheben, habe sie aber wieder verwerfen
müssen, da sehr schlechte Resultate damit hervorgingen. Die Ursache ist, dass durch diese Spannfedern
immer auch die offene Klemme auf eine solche Art sich an den Limbus stemmt, dass die freie Drehung
(der Alhidade oder des ganzes Kreises) die (besonders die erstere nach (*) [oben S. 14 5] sehr leicht gehen
sollten, sehr schwer gehend werden. Ich habe daher die obere Spannfeder ganz in Untätigkeit gesetzt
und lasse die untere nur schwach wirken.
Man konnte fragen, in wie fern möglicherweise ein Unterschied zwischen l. und 2. oder zwischen 3.
und 4. u. s. f. entstehen kann aus dem Sinn der Bewegung des Kreises? Ich antworte, eine solche Wirkung
ist allerdings denkbar, obw r ohl von mir faktisch nur bei 5. und c. und zwar mit den alten Schrauben und
während an der untern Schraube die eben erwähnte Spannfeder noch wirkte. Aus 6. fand sich der Wert
von (360° — A) erheblich kleiner als aus 5., oder mit andern Worten: aus 6. folgt der Wert von A erheb
lich (mehrere Sekunden) grösser als aus 5., während sowohl 5. als 6. das A wirklich zu gross geben (ich
fand aus 5. A = 9°7 ; 58"542 mit 60 Repet[itionen], aus 6. A — 9° 8' 2"ooo aus 15 Repet[itionen]). Ich er
kläre dies so, dass beidemale (5. und 6.) der zu grosse Wert von A aus dem unzeitigen Vorwärtsgehen des
Kreises entsteht, aber bei o. ist der ganze Kreis durch das vorherige (zumal ziemlich stete) Rückwärts
drehen viel mehr disponibel gemacht, nachher wieder schädlichen Spielraum zur Vorwärtsbewegung zu be
sitzen, als bei 5. Ich beklage, dass die Zeit nicht verstattet, alle Kombinationen recht gründlich durchzu
machen. Am schwierigsten ist immer zu entscheiden, wo eigentlich der Spielraum ist. Vermutlich ist hier
ein Zusammenwirken vieler Ursachen, etwas wenn auch noch so wenig toter Gang der Stellschraube, einige
Bosheit in den Fusschrauben, obwohl natürlich immer nach dem Nivellieren (oder während der letzten Ni
vellierungsnachhilfe) die Fusschrauben tüchtig festgebremst werden, vielleicht selbst die Spitzen in den Teller
öffnungen, oder auch etwas das hölzerne Stativ. Wer vermag es zu [entscheiden ? Die Tatsache steht fest
genug, dass noch immer, wenn die obigen Ursachen l., 2., 3. in Einem Sinne wirken, die Winkel zu klein
ausfallen. Bei verschiedenen Instrumenten und bei verschiedenen Beobachtern mag der Effekt von l. 2. 3.
sehr ungleich sein. Klemmt man die Alhidade nur schwach an, so scheint die Wirkung von 3. sich sehr
zu vermindern; ich habe aber nur wenige Versuche darüber gemacht, da es immer ängstlich ist, ob man
nicht zu wenig tue? ich habe im Gegenteil gewöhnlich die Klemme ziemlich scharf angezogen. Hat Brandt
sich vielleicht bei allen seinen Winkeln auf dem Knill der obigen Art 3. bedient, und überwiegt an seinem
Instrument der Effekt der Ursache 3. die Ursachen l., 2. bedeutend, so wäre daraus erklärt, warum alle
seine Winkel zu gross ausfielen. ... Es ist aber wohl Zeit, diesen langen Brief zu schliessen. Um ihn nicht
noch länger zu machen, habe ich manches abkürzen und für manches die Motive weglassen müssen, was Sie
hoffentlich leicht selbst supplieren werden, wenn Sie den Gegenstand Ihres eigenen weiteren Nachdenkens
würdigen wollen.«
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