148 A. GALLE, ÜBER DIE GEODÄTISCHEN ARBEITEN VON GAUSS.
waren nicht endgültig bestimmt und unter einander nicht ausgeglichen. Da
Gauss an Gerling, 14. 7. 1 844. »Ich beschränke mich heute darauf, in Beziehung auf den einen
Passus [Ihres Briefes]: »»Was Ihre neue Federeinrichtung betrifft, so muss ich gestehen, dass ich mir die
Manöver damit bis jetzt [nicht] ganz klar habe machen können, sondern vielmehr glaube, dass ich entweder
Sie missverstehe, wenn ich Tragfeder sowohl die eine Feder nenne, die den LimbusTcreis trägt, als die, welche
den AUddadenkreis trägt, und mir vorstelle, dass beide unabhängig von einander angespannt (zum Tragen
gebracht) und abgespannt (ausser Wirksamkeit gesetzt) werden können, und mir dann die Manöver so denke,
wie unten näher angegeben; oder, dass in Ihrem Briefe eine Anspannung anzumerken vergessen sei etc., worauf
dann eine symbolische Bezeichnung der Operationen folgt«« zu erwidern, dass ich mit Vergnügen bereit bin,
zu versuchen, aufzuklären, was Ihnen unklar ist, sobald Sie mir nur anzeigen, was Ihnen denn eigentlich
unklar ist, was ich in der Tat aus obigem Passus nicht erraten kann. Ich meinerseits verstehe nicht, wie
Sie das Vorhandensein zweier Tragfedein, einer für die Alhidade, der anderen für den Limbuskreis, und die
Unabhängigkeit des Spiels der einen von dem Spiel der andern in der rot unterstrichenen [hier kursiv ge
druckten] Stelle noch gleichsam als hypothetisch hinstellen, da ich geglaubt habe, beides in meinem letzten
Briefe oder schon in einem früheren expressis verbis selbst gesagt zu haben. Es war also darin ein Miss
verständnis nicht möglich, und ebenso finde ich nachher Ihre Übertragung der Operationsvorschriften in eine
symbolische Form im Wesentlichen (d. i. mit einigen ganz unwesentlichen Abänderungen) ganz überein
stimmend mit der Instruktion, welche ich an meinen Sohn geschickt habe. Ich bitte daher recht sehr, mir
anzugeben, was Ihnen dabei dunkel geblieben. Ich sollte nicht glauben, dass die drei Operationen
+ l[imbus] a
a etwas geklemmt
-f- l[imbus] — a
Ihnen Anstoss gegeben haben können, die offenbar zu dem Zweck hineingesetzt sind, damit nicht bei äusserst
beweglicher Alhidade das Anklemmen das vorher erhaltene nahe Zielen wieder bedeutend verstelle, und
also (was ich immer vermeide) der Stellschraube nachher zu viel zugemutet werden müsse. Ujiss aber
vorher bei der Kreisbewegung nicht ähnliche 3 Operationen eingeschoben sind, hat offenbar seinen Grund
darin, weil es da nicht nötig ist; auch bei —1 verrückt das Anklemmen die Fernrohrrichtung nicht erheb
lich. Ich habe den Passus Ihres Briefes wohl 8 mal durchgelesen, finde mich aber durchaus ausser Stande,
den Gegenstand ihres Zweifels zu erraten.«
Gauss an Gerling 30. Juli 1844 : »Nach den von Ihnen jetzt gegebenen Erläuterungen scheint das
Missverständnis in Beziehung auf das Spiel der Tragfedern nur daher gekommen zu sein, dass ich einmal
abgespannt (nun wird die Tragfeder leicht gelöst, die Tragfeder abgespannt etc.) anstatt angespannt ge
schrieben habe; solch eine Verwechslung kann leicht begegnen bei Anwendung einer Terminologie, die
von einem Gesichtspunkt aus vollkommen passend ist, während ein anderer Gesichtspunkt gerade das Wider
spiel erfordert, solange man sich eine solche Terminologie noch nicht ganz mechanisch gemacht hat. In jener
Stelle soll die Feder angespannt werden, an oder gegen den Alhidadenzapfen, nämlich sie soll in den Zu
stand gebracht werden, wo ihre Spannung gegen den Alhidadenzapfen wirkt; dies ist aber gegen den vor
hergehenden Zustand insofern eine Abspannung, als man die Spannung vermindert hat. In der meinem
Sohn gegebenen Instruktion sind die Wörter anspannen und abspannen garnicht gebraucht, sondern Kreis
leicht =■ Kreistragfeder tragend, und Kreis schwer, Alhidade leicht, Alhidade schwer, und mein Sohn hat
nirgends Anstoss gefunden; auch ist der Erfolg seiner Messungen mit dem Theodoliten fortwährend ein
sehr befriedigender.«
Vgl. Ambronn, Der zwölfzöllige Theodolit, welchen Gauss bei seinen Messungen zur hannoverschen
Triangulation in den Jahren 1822 und 1823 benutzt hat. Zeitschr. f. Vermessungswesen, Bd. 29, S. 177—isu.
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