154 A. GALLE, ÜBER DIE GEODÄTISCHEN ARBEITEN VON GAUSS.
Sie gründet sich darauf, dass, wenn ein Spiegel die Sonnenstrahlen nach einer
vorgeschriebenen Richtung reflektieren soll, seine Fläche auf der Basis eines
gleichschenkligen Dreiecks senkrecht sein muss, während die Richtung der einen
Seite nach der Sonne, die der andern nach dem zu erleuchtenden Objekt ge
kehrt ist (die beiden Seiten in entgegengesetzter Richtung verstanden, d. i. die
eine von der Spitze des Dreiecks nach der Basis, die andere von der Basis
nach der Spitze). . . . Haben Sie doch die Güte, mir Ihre Meinung darüber
zu sagen und auch Hrn, Treviranus 1 ) zu befragen, der vielleicht noch vorteil
haftere Abänderungen ersinnt, ihn auch zu fragen, für welchen Preis unge
fähr eine solche Maschine geliefert werden könnte. Ich möchte wohl erst eine
zur Probe machen lassen ; zeigte sie sich brauchbar, so würde ich aber wenigstens
2 oder 3 haben müssen. Die Dimensionen brauchten nicht gross zu sein,
wenn die Arbeit recht akkurat wäre. Ich meine, ein Fernrohr von etwa 9
Zoll wäre hinreichend. Der Spiegel und das Fadenkreuz des Fernrohrs müssten
wohl jedes 2 Korrektionen haben, damit man nicht zu sehr von der voll
kommenen Ausführung des Künstlers abhinge.«
Treviranus schlug kleine Abänderungen vor, die Gauss zum Teil berück
sichtigt zu haben scheint. Gauss schrieb aber auch noch an Repsold, den er an
die Sendung der Lampen erinnerte: »Ob Sie doch noch neue Versuche gemacht
haben, in wiefern das Lampenlicht bei Tage in grosser Entfernung sichtbar
ist, hat mir Schumacher nicht geschrieben. Sollte dies vielleicht doch nicht
so gelingen, wie zu wünschen wäre, so habe ich noch eine andere Idee, wo
von man, wie ich glaube, wenn auch nur für einzelne Fälle, einen vorteil
haften Gebrauch machen könnte. Ich glaube nämlich, dass man das reflektierte
Sonnenlicht selbst gebrauchen kann, und dass, wenn der Spiegel gut poliert
und plan, auch hinreichend genau gerichtet ist, man selbst in einer Ent
fernung von zehn und mehreren Meilen einen sehr glänzenden Punkt sehen wird,
wenn gleich der Spiegel nur l — 2 Zoll im Durchmesser hielte. Alles kommt
darauf an, durch eine Maschine den Spiegel bei dem beständigen Vorrücken
der Sonne immer leicht und genau in der gehörigen Richtung zu erhalten.
Ich habe eine solche Maschine ausgesonnen, wodurch, wie ich glaube, dies
leicht bewerkstelligt wird, wenn sie mit Akkuratesse gearbeitet ist und mit
I) Treviranus, ein Schüler Reichenbachs, war Mechaniker in Bremen.