Full text: Abhandlungen über Gauss wissenschaftliche Tätigkeit auf den Gebieten der Geodäsie, Physik und Astronomie (11. Bandes, 2. Abteilung)

ZUR ERFINDUNG DES HELIOTROPS. 
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Wolke noch auf eine Meile weit mit einem guten Fernrohr das Licht poin 
tieren zu können (G.-O. Nr. 424). Um diese Zeit entschied sich auch Gauss 
für die Bezeichnung Heliotrop, nachdem er noch am I. Juli in einem Briefe 
an Gebers von dem »Heliostat oder Heliotrop oder Sonnenspiegel« gesprochen 
hatte. 
Den Heliotrop zweiter Konstruktion zog Gauss vor, da sein Gebrauch 
bequemer, die Berichtigung etwas einfacher und die grössere Spiegelfläche in 
manchen Fällen angenehmer und schliesslich die Herstellungskosten etwas ge 
ringer wären (G.-Sch. Nr. 171). Doch ist auch dieser zweite Heliotrop ein 
ziemlich kompliziertes Instrument, zu dessen Berichtigung 8 Operationen er 
forderlich sind (Werke IX, S. 472, 479). Helmert hat ausserdem gezeigt 
(Hofmann, Bericht S. 165), dass Abweichungen von der geforderten Recht 
winkligkeit der Spiegelachse gegen die Visierlinie des Fernrohrs und der 
gegenseitigen normalen Lage der Ebenen der beiden Spiegel als Fehler erster 
Ordnung auftreten. 
Merkwürdig erscheint es, dass Gauss diejenige Form der Heliotrope kaum 
beachtet hat, die als Erfindung des Ingenieur-Geographen Bertram bezeichnet 
wird (vergl. C. Hoffmann und G. Salzenberg, Trigonometrisches Nivellement 
der Oder. Berlin 1841, S. 11), und durch Bessels Gradmessung in Ostpreussen 
(1838) und durch Baeyers Küstenvermessung (1849) in die geodätische Praxis 
eingeführt, tatsächlich die GAUssschen Konstruktionen verdrängt hat. 
Ob Bertram selbständig zu seiner Heliotropform gekommen ist, mag da 
hingestellt bleiben, jedenfalls hat Repsold, alsbald nach der Aufforderung 
von Gauss, über Verbesserungen des Heliotrops nachzudenken, dieselbe ein 
fache Konstruktion mit dem Blicke des praktischen Mechanikers gefunden, 
wie die in Kopenhagen bei der dänischen Gradmessung aufbewahrten Repsold- 
schen Apparate zeigen. Schumacher erwähnt am 16. November 1821 kurz, 
dass er bei der Alignierung und Verbindung seiner Basis kleine Heliotrope 
mit dem grössten Vorteil gebraucht habe (G.-Sch. Nr. 131). Gauss selbst 
äussert sich über sie gegenüber Olbers und fügt eine Zeichnung bei, so dass 
er sie vielleicht auch gesehen hat. Er schreibt (G.-O. Nr. 4 34): »Schumacher 
hat beim Alignieren seiner Basis eine ganz rohe Art von Heliotrop angewandt. 
Auf einem etwa 2 1 j% Fuss langen Brett steht ein Spiegelgestell, welches den 
Spiegel in jede Lage zu bringen erlaubt. Das Bild des Spiegels wird auf
	        
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