DIE ANFÄNGE GEODÄTISCHER TÄTIGKEIT SEIT 1 7 96.
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beschränkt. Dass er aber ein gewisses Interesse für Beobachtungen schon
frühzeitig gehabt hat, deutet ein Brief an Hofrat Zimmermann 1 ) vom 24. De
zember 1797 an, in dem er erwähnt, dass eine Kränklichkeit ihn um die
Beobachtung einer Mondfinsternis 1 2 3 ) gebracht habe.
Erst die Aussicht auf eine Sternwarte scheint den Anstoss zu einer leb
hafteren praktischen Tätigkeit gegeben zu haben; Gauss erkannte mit Be
dauern (G.-O. Nr. 46), dass er nicht nur im Beobachten', sondern auch im
Zeichnen, der Baukunst und den mechanischen Künsten noch ganz uner
fahren sei.
Professor Pfaff hatte gegenüber dem Etatsrat y. Euss in Petersburg den
Wunsch geäussert, dass Gaüss eine seinen Verdiensten und Neigungen an
gemessene Anstellung erhalten möchte und angefragt, ob nicht bei der Aka
demie eine schickliche Stellung für ihn offen wäre. Euss hatte ihn darauf
1802 für die vakante Stelle des Astronomen Henry 3 ) vorgeschlagen, falls sich
Gauss entschliessen könne, mit seinen eminenten theoretischen Kenntnissen
praktische Astronomie zu verbinden und die Sternwarte in Petersburg zu über
nehmen. Er erwähnt noch dabei, dass er die Neigung zum Beobachten bei
Gauss voraussetzen dürfe.
Es gelang seinen Freunden, insbesondere Gebers, Gauss von der Aus
wanderung aus Deutschland abzuhalten, Karl Wilhelm Ferdinand, von dem
Laplace rühmte 4 ) : »Der Herzog von Braunschweig hat in seinem Lande mehr
entdeckt, als einen Planeten: einen überirdischen Geist in menschlichem Kör
per«, war schon längst mit den mathematischen Kenntnissen und Verdiensten
von Gauss durch die Berichte des Geheimen Etatsrats v. Zimmermann (Professor
der Mathematik, Physik und Naturgeschichte am Collegium Carolinum in
Braunschweig) bekannt geworden und hatte nicht nur Gauss einst die Auf
nahme in diese Schule durch Zuwendungen aus der herzoglichen Schatulle
ermöglicht, sondern sicherte ihm auch jetzt aus eigener Bewegung eine an
sehnliche Verbesserung seiner Lage zu, ohne seine Musse durch bestimmte
1) L. Hänselmann, Karl Friedrich Gauss (1878), S. 36.
2) Am 4. Dezember 179 7.
3) Henry war vorher an der Mannheimer Sternwarte tätig gewesen und ist nach seinem Abgänge
von Petersburg als Chef de Brigade und Directeur des opérations astronomiques bei der Vermessung von
Bayern durch die Ingenieur-Geographen bekannt geworden. Monatl. Corr. VH, S. 35 8.
4) L. Hänselmann a. a. O., S. 62.