DAS INDUKTIONSGESETZ.
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»Die elektromotorische Kraft eines Stromelements Jds wirkt in jedem
Punkte mit einer Stärke, welche der Entfernung r verkehrt, hingegen dem
auf diese Linie projizierten Stromelement direkt proportional ist, und in der
Eichtung der Linie r selbst, aber stets im entgegengesetzten Sinne.« Die
letzten Worte entsprechen der von Lenz 1 ) aufgestellten Regel, dass bei der
Bewegung immer Arbeit geleistet werden muss, deren Äquivalent eben die
Induktion ist; d. h. die letztere entspricht dem Energieprinzip. Man erkennt
also hier, dass Gauss denselben Ausgangspunkt genommen und demselben Ge
dankengange gefolgt ist, wie später (1845) Franz Neumann in seiner schon
genannten Arbeit. So findet Gauss für die durch Bewegung erzeugte elektro
motorische Kraft den Ausdruck
oder:
(102)
Der allgemeine Fall, wo sowohl Stromänderung als auch Bewegung vorhanden
ist, ist von Gauss nur in der Form des im Eingang aufgestellten Elementar
gesetzes der Induktion behandelt, das nach Integration über die geschlossenen
Stromkreise s und s' in der Tat die beiden Gleichungen (101) und (102) als
Spezialfälle umfasst. Die Ausführung dieser Integrationen oder die Zusammen
fassung der Gleichungen (101) und (102) liefert für den allgemeinen Fall der
Induktion die elektromotorische Kraft:
103)
und dies ist wieder genau das Franz NEUMANNSche Ergebnis, nämlich der
zweite Teil des Potentialgesetzes.
Als Gesamtergebnis können wir daher feststellen, dass Gauss im Anfang
des Jahres 1835 das vollständige Potentialgesetz besass, sowohl was die Ab
leitung der ponderomotorischen Kräfte, als die der Induktionserscheinungen
angeht. Diese Leistung ist wohl die Krone der physikalischen Schöpfungen
von Gauss, wie sie es auch für Franz Neumann gewesen ist. i)
i) Lenz, Pogg. Ann. 38, S, 483; 1 834.