Full text: Abhandlungen über Gauss wissenschaftliche Tätigkeit auf den Gebieten der Geodäsie, Physik und Astronomie (11. Bandes, 2. Abteilung)

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CLEMENS SCHAEFER, ÜBER GAUSS* PHYSIKALISCHE ARBEITEN. 
Erwähnt sei übrigens, dass fast alle oben verwendeten Gleichungen 
bei Gauss allgemeiner geschrieben sind, indem beiderseits ungeschlossene 
Stromleiter s und s' vorausgesetzt sind. Demgemäss treten noch 4 Glieder 
in den Ausdrücken für die elektromotorische Kraft hinzu, die von den An 
fangs- und Endstücken der Leiter herrühren; sie sind im vorhergehenden fort 
gelassen, einmal um den Gedankengang klarer hervortreten zu lassen, zum 
zweiten aber, weil wir heute wissen, dass ungeschlossene Ströme gar nicht exi 
stieren. Immerhin haben auch diese allgemeineren Formulierungen von Gauss 
ihren Einfluss auf die Entwicklung der Wissenschaft ausgeübt. Helmholtz 1 ) 
knüpft (1870), wie mir scheint, bei seinen Untersuchungen über die allge 
meinste Form des Elementargesetzes direkt an diese 1867 im Bande V der 
Werke veröffentlichten Betrachtungen von Gauss an. 
78. Nach dem Standpunkte der damaligen Zeit waren Elementargesetze 
zwischen Stromelementen nicht das letzte Ziel der Wissenschaft; vielmehr 
galt es damals als höchstes Ziel der Physik, daraus Fernwirkungsgesetze (nach 
Art des NEwroNschen bezw. Coulomeschen) zwischen den elektrischen Ladungen 
abzuleiten, die man sich in den Leitern fliessend dachte. Auch Gauss hat 
demgemäss versucht, ein solches Gesetz zu finden, aus dem sowohl die elektro 
statischen Erscheinungen, wie die elektromagnetischen und elektrodynamischen 
und endlich die Induktionswirkungen abzuleiten wären. 
In seinen hinterlassenen Aufzeichnungen finden sich zwei derartige An 
sätze. 
Auf einem einzelnen Blatte 1 2 3 ) finden sich folgende Sätze, die aus dem 
Jahre 1835 stammen: »Wirkung eines elektrischen Elements auf ein anderes, 
relativ gegen welches der Platz des ersteren durch die komplexe Grösse u 
für die Zeit t bestimmt wird; Entfernung = r: 
Wenige Zeilen später heisst es weiter zur Erläuterung: »In einer galvanischen 
Strömung von der Intensität J*) schiebt sich in der Zeit t durch jeden Quer- 
1) H. v. Helmholtz, Ges. Abhandl., Band I, S. 564 if. 
2) Werke V, S. 616. 
3) Die Bezeichnung ist hier von mir geändert. — Schaefee.
	        
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