Full text: Abhandlungen über Gauss wissenschaftliche Tätigkeit auf den Gebieten der Geodäsie, Physik und Astronomie (11. Bandes, 2. Abteilung)

166 CLEMENS SCHAEFER, ÜBER GAUSS’ PHYSIKALISCHE ARBEITEN. 
machen, denn jede wissenschaftliche Anschauung wird schliesslich überholt 
und verbessert. In diesem Lichte gesehen, wird man den Gedanken von 
Gäuss als eine wertvolle Anregung betrachten müssen, die auch heute noch 
ihren Wert haben kann, wie die oben angeführten Beispiele zeigen 1 ). 
84. Am Schlüsse seines Aufsatzes über Achromatische Doppelobjektive macht 
Gauss noch eine Bemerkung grundsätzlicher Art über die Korrektion der 
sphärischen Aberration, die durch eine Bemerkung Bohnenbergers veran 
lasst war. 
Wenn man die sphärische Aberration für den Band der Linse beseitigt, 
so tritt sie natürlich in den Zwischenzonen mit einem gewissen Betrage wieder 
auf, und vernichtet man sie für eine Zwischenzone, so macht sie sich am 
Bande wieder bemerklich. Es fragt sich nun, wie man ein Objektiv bezüg 
lich der sphärischen Aberration am besten korrigiert, am Bande oder in einer 
Zwischenzone? Bohnenberger 1 2 ) hat folgendermassen argumentiert: Da die 
sphärische Aberration in den Zwischenzonen mit einem bestimmten Betrage 
auftritt, wenn sie für den Band kompensiert ist, so könne man die Öffnung 
des Objektivs offenbar ohne Schaden soviel vergrössern, bis die sphärische 
Aberration für den grösseren Band gerade wieder den Betrag erreicht habe, 
der ohnehin in den Zwischenzonen herrscht; die schon vorhandene Un 
deutlichkeit der Abbildung werde ja durch eine solche Vergrösserung der 
Öffnung nicht vermehrt. Daher, schliesst Bohnenberger, solle man die sphä 
rische Aberration nicht für den Band, sondern für eine solche Zone korri 
gieren, dass Band und Zwischenzone etwa gleich starke Beste von Aberration 
aufwiesen. 
Gegen diese an sich einleuchtende und anscheinend durchschlagende Begrün 
dung nimmt Gauss 3 ) Stellung. Er würde dieser Überlegung Beweiskraft zu 
sprechen, sagt er, wenn die Aberration, die jenseits und diesseits der korrigierten 
Zone übrigbliebe, dasselbe Vorzeichen hätte. »Man könnte zwar hiegegen mit 
1) Allgemein kann man folgendes sagen: Die Anwendung der GAUSSschen Bedingungen ist überall 
da am Platze, wo es sich um Instrumente handelt, die bis zu den Grenzen des Auflösungsvermögens be 
ansprucht werden, also z. B. bei Objektiven für astronomische Fernrohre und starken Mikroobjektiven. Bei 
schwachen Mikroobjektiven und photographischen Objektiven braucht sie nicht berücksichtigt zu werden. 
2) A. a. O., S. 279. 
3) Werke V, S. 508.
	        
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