PRAKTISCHE UND SPHÄRISCHE ASTRONOMIE. 1. PERIODE, BRAUNSCHWEIG. 31
»Was unsere neue Sternwarte betrifft, so haben Sie davon eine nicht
richtige Vorstellung. Ihnen darüber eine vollständige Aufklärung zu geben,
würde sich eher für eine mündliche Unterredung als für einen Brief eignen.
Hier will ich also nur zwei Fakta berühren:
1) Was den Bau betrifft, den Sie für dekretiert und vielleicht schon an
gefangen halten, so ist dieses keineswegs der Fall. Es ist allerdings ein Plan
gezeichnet, dieser dein Baumeister übergeben, von ihm in architektonischer
Hinsicht abgeändert und die Kosten angeschlagen. Was aber ausserdem
geschehen ist, ist bloss etwas negatives, nämlich die Äusserung, dass der Bau
wegen vieler anderer nötiger Bauten wohl nicht vor künftigem Frühjahre
würde anfangen können (ohne deswegen zu versprechen, dass er alsdann an
fangen werde; diejenigen, die einen solchen Bau nicht wünschen, werden im
künftigen Frühjahre leicht auch wieder andere nötige Bauten wissen).
2) Was die Instrumente betrifft, so ist allerdings Befehl gegeben, mit
den Erben des Grafen Hahn 1 ) in Unterhandlung zu treten; allein dies wird,
wie ich mit höchster Wahrscheinlichkeit versichern kann, zu Nichts führen.
Denn erstens sollen alle Instrumente zusammen verkauft werden und sogar
alle physikalischen und chemischen mit dabei bleiben. Mit allem diesen
Wesen ist aber garnichts gedient, und es sind eigentlich nur ein paar Nummern
darunter, die ich haben möchte; zweitens das einzige Instrument, an dessen
Besitz mir wirklich viel gelegen wäre, nämlich der 3 füssige Dollond, soll
garnicht mit verkauft werden; drittens hat Herr v. Zach auch sehr da
gegen geraten. — Von der Absicht, neue Instrumente in England zu bestellen,
ist aber noch garnicht die Rede gewesen; ich habe zwar durch Herrn v. Zach
ein 5 füssiges Achromat bestellt, aber für meine eigene Rechnung.
Überhaupt werde ich diese ganze Angelegenheit, an deren Veranlassung
ich ganz und gar keinen Anteil habe, ihren Gang gehen lassen, ohne sie
weder zu hindern noch zu urgieren; denn dass das Ganze das würde, was
ganz meinen Wünschen entspräche, dazu habe ich wenig Hoffnung; ich meine,
dass die Sternwarte mit allen zur heutigen Astronomie nötigen Instrumenten i)
i) Über die im Juli 1806 zum Verkauf stehende wertvolle Sammlung des Grafen Friedrich Hahn
siehe Monatl. Corr. 1806, S. 285. — Die Königsberger Sternwarte erhielt daraus bei Bessels Berufung
(l81o) den 25-zölhgen Kreis von Cary und andere Instrumente; vgl. Joh, A. Repsold, Zur Geschichte
der astronomischen Messwerkzeuge, I. Band, Leipzig loos, S. 11s. — Brdl.