Full text: Abhandlungen über Gauss wissenschaftliche Tätigkeit auf den Gebieten der Geodäsie, Physik und Astronomie (11. Bandes, 2. Abteilung)

PRAKTISCHE UND SPHÄRISCHE ASTRONOMIE. 1. PERIODE, BRAUNSCHWEIG. 33 
gister von der Aucnschen Uhr mitteilen, damit andere Liebhaber auch ein 
drittes Urteil darüber hören und es dem braven Künstler zur Empfehlung 
gereichen kann. Haben Sie daher noch einige Beobachtungen von Polhöhen 
oder Fortsetzung des Gangs der Uhren bei der gegenwärtigen grossen Hitze zur 
Hand, so bitte ich gehorsamst darum«. Gauss, der in den verlorenen Briefen 
an Zach häufig über seine Beobachtungen berichtet zu haben scheint, ist 
jedoch diesem Wunsche nicht nachgekommen, wenigstens ist die erste Beob 
achtung von Gauss, die in der Monatl. Corresp. veröffentlicht ist, die des 
Merkurdurchgangs vom 9. Nov. 1802 (astronomisch Nov. 8, Werke VI, S. 231, 
wo das Datum falsch abgedruckt ist). Er machte diese Beobachtungen mit 
»einem von Baumann verfertigten zweifüssigen Achromaten«; dies ist wahr 
scheinlich das im Briefe von Lecoq vom 13. April 1799 oben Seite 9 er 
wähnte Teleskop des Carolinums, da Gauss im Dezember 1803 noch kein 
eigenes achromatisches Fernrohr besass 1 ). Er schreibt an Olbers am 8. April 
1803: »Ich gewinne die ausübende Astronomie und was damit zusammen 
hängt immer lieber. Ich habe diese Zeit hindurch an dem Mars einige 
Probeversuche in kreismikrometrischen 1 2 ) Bestimmungen gemacht, die freilich 
vorerst nur mittelmässig ausgefallen sind; aber ich sehe doch ein, dass man 
mit einem besseren und fester stehenden Fernrohre, als das von mir gebrauchte 
ist, und nach hinlänglicher Übung recht gute Beobachtungen auf diese Weise 
machen kann. Ich vermute aber doch, dass Sie manche eigentümliche Kunst 
griffe und Vorteile dabei haben müssen. Dieser Tage habe ich bei dem 
jetzigen heiteren Wetter verschiedentlich Winkelmessungen um Braunschweig 
herum mit meinem Sextanten gemacht (Freund Zach hat mir ihn ganz über 
lassen), und aus hiesiger Gegend schon eine grosse Anzahl Punkte nieder 
gelegt; ich wundere mich selbst über die grosse Genauigkeit, die dabei er 
langt wird, ungeachtet ich meine Winkel in Ermangelung eines Instruments 
zum Höhenmessen gar nicht auf den Horizont reduziere und viele Standpunkte 
habe, wo kein Objekt befindlich ist, nach dem ich wieder visieren kann. Ich 
1) Vergl. Brief an Olbers vom 18. Dezember 1803 auf Seite 34. 
2) Als Kreismikrometer diente in jener Zeit der Rand des Gesichtsfeldes nach der Methode von 
Boscovich oder Lacaille. Vergl. R. Wolf, Geschichte der Astronomie, S. 59i, wo aber übersehen ist, 
dass Gauss und noch weit mehr Olbers reichlichen Gebrauch von dieser Methode machten; Ambronn, 
Handbuch der astronomischen Instrumentenkunde, Bd. II, Seite 513; siehe auch unten S. 40. — Brdl. 
XI2 Abh. 3. 5
	        
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